Geht Deutschland jetzt das Öl aus?

Wegen Qualitätsproblemen hat Deutschland Öl-Lieferungen über die russische Pipeline Druschba („Freundschaft“) vorerst gestoppt. Auch andere europäische Länder haben die Einfuhr teilweise ausgesetzt. Schuld ist eine Verunreinigung mit einem chemischen Stoff. Polen nimmt deshalb schon seit Mittwoch kein Öl mehr an.

Der Rohölpreis schoss daraufhin auf den höchsten Stand in diesem Jahr. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag mehr als 75 Dollar und am Freitagmorgen noch über 74 Dollar.

Die Druschba-Pipeline läuft durch Weißrussland, Polen bis ins brandenburgische Schwedt. Offenbar hat ein noch unbekannter russischer Produzent Öl mit überhöhten Mengen an organischem Chlorid eingespeist.

Versorgung soll sichergestellt sein

Dass es wegen des Import-Stopps zu Engpässen kommt, ist laut den Behörden allerdings unwahrscheinlich. Die Versorgung sei gesichert, Reserven müssten nicht angezapft werden, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Donnerstag. „Die Lager sind gut gefüllt. Wir sind entspannt.“

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Der Mineralölverband MWV gab zwar ebenfalls Entwarnung; die „FAZ“ zitiert jedoch einen Beteiligten mit den Worten: „In Ostdeutschland gibt es ein Versorgungsproblem.“ In Kreisen der Branche sei darauf verwiesen worden, dass beide ostdeutsche Raffinerien in Schwedt an der Oder und in Leuna auf die Belieferung mit russischem Öl durch die Druschba-Leitung angewiesen seien, zitiert der Bericht weiter.

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Unklar ist demnach auch, wie die Leitung wieder gesäubert werden soll. Wahrscheinlich müsse das verschmutzte Öl entnommen und gelagert werden, um es dann mit anderem Öl aufzumischen, „bis die Grenzwerte stimmen“.

Wenn es nach Russland geht, soll die Qualität so schnell wie möglich wieder stimmen. Der russische Vize-Ministerpräsident Dimitri Kosak kündigte an, dass am Montag die Lieferung wieder aufgenommen werden könnte.

So hat sich der Ölpreis entwickelt:

Annahme-Stopp passiert höchst selten

Deutschland bezieht etwa 36 Prozent seines Rohöls aus Russland, einen großen Teil davon über die Pipeline Druschba. Diese verzweigt sich in Weißrussland und versorgt über einen südlicheren Strang auch die Slowakei, Ungarn und Tschechien. Unklar war zunächst, inwieweit diese Länder vom Stopp betroffen waren.

▶︎ Ein Annahme-Stopp ist in der Branche äußerst selten. Laut Börsenhändlern gab es den letzten Fall einer Verunreinigung von russischem Öl vor rund zehn Jahren. Sie schließen nicht aus, dass Käufer aus dem Westen nun von russischer Seite Schadenersatz verlangen könnten.

Durch die Druschba-Röhre können pro Tag bis zu knapp 160 Millionen Liter Öl fließen. Das entspricht einem Prozent der weltweiten Nachfrage. Der Einsatz von Chlorid bei der Ölförderung ist nichts Ungewöhnliches. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden, weil es bestimmte Teile in den Öl-Raffinerien zerstören kann.

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