Wer in seiner Heimatstadt studiert, könnte auf eine eigene Wohnung verzichten. Dann hätten externe Kommilitonen mehr Platz, meint unser Kolumnist George Turner.

Unser Kolumnist George Turner, Berliner Wissenschaftssenator a.D..

Studierende finden an dem gewählten oder zugewiesenen Studienort keine Bleibe. Allenthalben werden Notmaßnahmen getroffen. Programme, die den Zustand dauerhaft verbessern sollen, brauchen Zeit. Die aber haben die akut Betroffenen nicht. Sie sollen und wollen zügig ihr Studienziel erreichen. Dazu bedarf es einer angemessenen Unterkunft und keines Massenlagers in einer Turnhalle. Abhilfe muss schnell geschaffen werden. Mit einiger Fantasie und dem guten Willen vieler ist das, jedenfalls in einem bestimmten Umfang, möglich.

Viele Studierende nutzen das Studienangebot am Heimatort. Die Anzahl beziehungsweise den Prozentsatz exakt zu ermitteln, verbietet womöglich der Datenschutz; auf jeden Fall ist dies keine zu vernachlässigende Größe. Hier gibt es nun einen doppelten Ansatz: Einmal könnte der durch den Auszug der eigenen Kinder frei gewordene Platz an von auswärts kommende Studierende vermietet werden.

Das ist für Vermieter nicht besonders komfortabel, vielleicht sogar lästig, zumal manche Neubauwohnungen, was Größe und Zuschnitt angeht, dafür auch denkbar ungeeignet sind. Für Studierende mag es auch nicht besonders prickelnd sein, sich in einer fremden Familie nach deren Vorgaben zu richten. Die Zeiten, als man selbstverständlich eine „Bude“ in der Wohnung einer bis dahin unbekannten Familie hatte, nicht selten unter strenger Aufsicht der Vermieterin, sind in der Tat lange vorbei. Aber die unübersehbaren Schwierigkeiten sollten denkbare Möglichkeiten nicht ausschließen.

Die Asten könnten die Vermittlung organisieren

Neben der Idee, das durch Auszug des eigenen Kindes frei gewordene Zimmer an fremde Kommilitonen zu vermieten, gibt es eine andere, ebenfalls naheliegende Möglichkeit: Das flügge gewordene Kind kehrt an den heimischen Herd zurück und macht so einen Platz für Auswärtige frei. Das sei nicht zumutbar? Vielleicht doch, wenn man die oft und viel deklarierte studentische Solidarität als Denkhilfe in Anspruch nimmt.

Das sei nicht durchsetzbar? Zwangsweise sicher nicht. Aber was spricht dagegen, dass die studentische Selbstverwaltung sich der Sache annimmt und eine Art Vermittlung organisiert? Die „Heim-Studierenden“ geben die Anschriften der frei werdenden Plätze an; Kommilitonen, die eine Unterkunft suchen, haben eine zentrale Anlaufstelle. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass die Öffentlichkeit einmal von Aktivitäten der Asten erführe, die man nicht mit Unverständnis ausdrückendem Kopfschütteln, sondern mit beifälligem Nicken begleiten könnte.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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