Experte warnt vor Absatzeinbrüchen

Bricht der deutsche Auto-Export wegen Trump ein?

Der Handels-Zoff geht in die nächste Runde! Das US-Handelsministerium hat Präsident Donald Trump einen Prüfbericht vorgelegt, in dem es um die Frage geht, ob die nationale Sicherheit durch Auto-Importe gefährdet wird. Details zum Inhalt des Dokuments gibt es bislang nicht. Trump hat nun 90 Tage Zeit, um zu entscheiden, ob er Zölle von bis zu 25 Prozent auf Auto-Einfuhren verhängt.

Sollte der US-Präsident Sonderzölle einführen, träfe das die deutschen Autobauer spürbar, sagt Auto-Experte Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management.

▶︎Außerdem dürften die Autopreise um mehrere Tausend Dollar nach oben schießen und es könnte Hunderttausende Stellen in den USA kosten.

Die US-Autobranche sprach sich deshalb gegen sie aus. Der Branchenverband erklärte, die Zölle könnten die Investitionen in den USA drosseln. „Kein einziges Unternehmen in der heimischen Autobranche hat diese Untersuchung verlangt“, heißt es aus der Branche.

▶︎ Auch bei US-Abgeordneten stoßen die Pläne auf scharfe Kritik. In der US-Regierung gebe es ebenfalls erhebliche Widerstände gegen eine Eskalation im Autosektor, heißt es in deutschen Regierungskreisen. Die EU hat im Falle von Strafzöllen bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht. Man werde „schnell und angemessen reagieren“, sagte ein Sprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

US-Schutzzölle auf Fahrzeuge?

EU-Autohersteller unter Druck

Quelle: Reuters
1:28 Min.

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich besorgt und verwies auf das Engagement der Hersteller in den USA. Eine Einstufung solcher Einfuhren als Bedrohung der nationalen Sicherheit in den USA sei nicht nachvollziehbar.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte ebenfalls scharf: „Die Argumente aus den USA sind absurd: Deutsche Autos sind keine Bedrohung der nationalen Sicherheit, sondern stärken den Automobilstandort USA.“ Und weiter: „Einen solchen Vorwand zu nutzen, um Zölle erheben zu wollen, verstößt klar gegen die Regeln des fairen Welthandels.“

„Natürlich würde dieser Schritt die deutsche Wirtschaft schwer belasten“, sagte Söder. Die EU müsse notfalls mit Gegenmaßnahmen kommen: „Die Europäische Union müsste hier dann konsequent reagieren – das ist die Aufgabe der Kommission.“

Experte spricht von „tragischen Effekten“

Besonders von Zusatz-Zöllen betroffen wären BMW, Daimler und Audi. Sie haben zum Teil große Werke in Nordamerika. Knapp 500 000 Fahrzeuge exportierten die deutschen Hersteller laut VDA 2017 in die USA. Nach Berechnungen des Münchner ifo-Instituts könnten sich diese Exporte langfristig fast halbieren, sollte es dauerhaft Importzölle geben. Das wäre ein Minus von sieben bis acht Prozent bei den Exporten, sagte Ifo-Wirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr dem Deutschlandfunk.

„Wenn es tatsächlich zu Sonderzöllen in Höhe von 25 Prozent kommt, halte ich das für markant“, sagte der Auto-Experte Stefan Bratzel zu BILD. „Das wird sich negativ auf die Premium-Hersteller auswirken.“

Bislang baue der US-Präsident erst mal nur eine „Drohkulisse“ auf. ABER: Etwaige Sonderzölle hätten definitiv Effekte. Direkte Auswirkungen würden sich zum Beispiel beim Fahrzeugpreis zeigen. Ein Audi A8 läge dann nicht mehr wie bisher bei etwa 100 000 Euro, sondern bei 125 000 Euro. Die Hersteller müssten überlegen, wie sie die Zusatzkosten kompensieren, so Bratzel. Denkbar wäre eine Anpassung des Verkaufspreises.

Für „noch tragischer“ hält der Auto-Experte aber die indirekten Effekte: Sollten die Sonderzölle kommen, müsste die EU reagieren und es könnte zu einem Handelskrieg kommen. „Dieser würde auf das Wirtschaftsklima drücken und das wiederum auf die Nachfrage nach Autos.“

BMW hätte nach Bratzels Einschätzung die größten Probleme. Der Autobauer hat ein großes Werk im US-Bundesstaat South Carolina. Auch Daimler und Volkswagen wären getroffen. Wie hoch die Einbußen sein werden, sei schwer einzuschätzen. Bratzels Prognose: „Sollte es 25 Prozent Sonderzölle geben, rechne ich damit, dass es Absatzeinbrüche in Höhe von mindestens 10 Prozent gibt, wahrscheinlich mehr.“

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▶︎ Bei 500 000 exportierten Autos wäre das ein Absatz-Minus im US-Markt von 50 000 Fahrzeugen. Das werde Fabriken und Zulieferer in Deutschland treffen. Bratzel: „Die Produktion wird weiter einbrechen.“

Die Autohersteller selbst halten sich im aktuellen Streit bedeckt. Vor Weihnachten versuchten die Auto-Bosse, mit einem Besuch im Weißen Haus gut Wetter zu machen. Viel mehr sei gerade nicht möglich, denn es gehe bei der Auseinandersetzung um die Staatssouveränität. Bratzel: „Im Prinzip können sie (die deutschen Autobauer; Anm. d. Redaktion) sich nur ruhig verhalten.“

Hinter den Kulissen dürften sich die Hersteller aber schon ihre Gedanken machen, sich vorbereiten und entsprechende Szenarien durchspielen …

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