Die Geld-Welt blickt heute nach Frankfurt: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird heute eine Trendwende einläuten und einen Schlussstrich unter ihre bisherige Geldpolitik ziehen.

Millionen geplagte Sparer hoffen auf ein Ende der Minizins-Ära.

Im Kampf gegen die Eurokrise und die schwächelnde Konjunktur in den südeuropäischen Ländern hatte die EZB jahrelang Billionen Euro in den Finanzmarkt gepumpt – und damit Anleihen gekauft.

Folge für Otto Normalverbraucher: Die Zinsen fielen ins Bodenlose. Sparer bekommen für das Geld, das sie auf dem Girokonto haben oder auf die hohe Kante legen, von der Bank NICHTS mehr.

Ändert sich das, wenn die EZB jetzt ihren Kurs wechselt?

Nein, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuer Studie.

Ganz im Gegenteil: Niedrige Zinsen werden noch bis zum Jahr 2050 ein Dauerthema sein!

Die Schock-Studie

Grund für die Hiobsbotschaft der IW-Experten: der demografische Wandel.

Seit Jahrzehnten steigt die Lebenserwartung in Industrienationen wie Deutschland. Immer mehr Menschen bereiten sich auf ein langes Leben vor und sparen deshalb mehr als die Generationen vor ihnen, das lässt die Zinsen sinken. „Dieser demografische Trend lässt sich in den kommenden Jahrzehnten nicht aufhalten“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Markus Demary. „Er führt dazu, dass die Zinsen auch in absehbarer Zeit nicht nennenswert steigen.“

Für die IW-Studie hat der Wissenschaftler mithilfe von Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2050 die Zinsentwicklung voraus berechnet.

► Das Ergebnis: Wenn die EZB aus der expansiven Geldpolitik aussteigt, erhöhen sich die Zinsen bis 2025 gerade einmal auf 1,3 Prozent. Dann bestimmt der demografische Trend wieder die Zinsen – bis zum Jahr 2050 sinkt der Realzinssatz dann auf 0,0 Prozent.

„Niedrigzinsen sind grundsätzlich keine schlechte Nachricht“, sagt IW-Experte Demary. Sie erleichtern die Finanzierung und helfen den Haushalten dabei, Vermögen in Form von Immobilien aufzubauen. „Grundsätzlich sollten Banken, Privatleute und Unternehmen überprüfen, ob sie auch langfristig gut auf Niedrigzinsen eingestellt sind.“

Worauf müssen sich Sparer kurzfristig einstellen?

Heute um 14.30 Uhr wird EZB-Chef Mario Draghi in Frankfurt vor die Presse treten – Geld-Experten werden dann versuchen, seine Lippen zu lesen.

Spektakuläre Zinsentscheidungen werden heute nicht erwartet – aber: Draghi könnte versteckte Hinweise darauf geben, ob und vor allem wann die EZB an der Zinsschraube drehen wird.

Eine erste Zinserhöhung stellen die Währungshüter bislang frühestens für kommenden Herbst in Aussicht.

Volkswirte erwarten, dass Draghi dann zunächst den Strafzins für Banken und Sparkassen verringern wird. Derzeit müssen Finanzinstitute 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Das soll Banken animieren, das Geld lieber in Form von Krediten an ihre Kunden weiterzureichen.

Denn wenn mehr Geld ausgegeben wird, kann das die Inflation in Schwung bringen. Das ist wichtig, weil dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise Unternehmen und Verbraucher dazu bringen können, Investitionen aufzuschieben – und das kann die Konjunktur bremsen.

Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke. Im November hatten höhere Energiepreise die Inflation in dem Währungsraum mit 19 Ländern auf 2,0 Prozent getrieben. Das EZB-Ziel ist also eigentlich erreicht.

Das Geld-Orakel der Experten

Experten schließen aber dennoch nicht aus, dass sich die Währungshüter mit einem ersten Zinsschritt länger Zeit lassen.

▶︎ Die Wahrscheinlichkeit ist gesunken, dass Draghi eine Zinserhöhung liefere, bevor seine achtjährige Amtszeit Ende Oktober 2019 ausläuft, meint der Chefvolkswirt der ING-Diba in Deutschland, Carsten Brzeski.

► Auch Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), befürchtet, „dass die EZB die Zinsen nicht nach dem Sommer nächsten Jahres wird erhöhen können, sondern dies hinauszögern muss“.

Wann die EZB ihren Hauptleitzins wieder anheben wird, ist vorerst nicht abzusehen.

Dieser Zinssatz ist für Sparer und Kreditnehmer wichtig, weil er großen Einfluss auf die Einlagen- und Kreditzinsen der Banken hat. Aktuell liegt dieser Zins bei null Prozent. Auf diesem Rekordtief dürfte er wohl auch 2019 verharren.

Schlechte Nachricht für Sparer: Die Mini-Zinsen bleiben MINI.

Gute Nachricht für alle, die Geld für den Immobilien-Kauf aufnehmen wollen: Immo-Kredite bleiben mittelfristig billig.

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