Der Monsanto-Ärger geht für Bayer nun auch in Europa los – allerdings (noch) nicht wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat.

Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete am Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen den Saatgut- und Pestizidhersteller Monsanto ein, weil dieser eine geheime Liste mit Kritikern in Frankreich geführt haben soll.

Laut einem Bericht des Senders France 2 wollte die Bayer-Tochter kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten „erziehen“, besonders hartnäckige Gegner sogar „überwachen“. Bayer betonte, keine Kenntnis davon gehabt zu haben.

Gegen Monsanto sei ein Ermittlungsverfahren wegen illegaler Erfassung privater Daten eingeleitet worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. Sie reagierte damit auf eine Klage der Zeitung „Le Monde“ und eines Journalisten, dessen Name auf der Liste stand.

  • Mit dem Monsanto-Kauf

    Hat sich Bayer den Tod ins Haus geholt?

    Der Kauf von Glyphosat-Hersteller Monsanto vernichtete bislang 40 Prozent des Börsenwerts des großen deutschen Chemie-Unternehmens.

  • Erste Behörde verbietet Gebrauch

    Neuer Glyphosat-Schock für Bayer

    Ein US-Gericht hat Monsantos Unkrautvernichter als krebserregend eingestuft. Los Angeles stellt den Gebrauch von Roundup vorerst ein.

▶︎Auch die damalige französische Umweltministerin Ségolène Royal stand auf der Liste mit insgesamt rund 200 Namen – als „null beeinflussbar“, wegen ihrer ablehnenden Haltung zu dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Die Sozialistin nannte es „pervers“, Menschen derartig einzustufen. Sie forderte Schritte, „um das System von schädlichem Lobbying zu säubern“.

Der Bayer-Konzern erklärte auf Anfrage von AFP, er habe „keine Kenntnis“ von den Vorgängen bei seiner heutigen Tochter gehabt. Das Leverkusener Unternehmen betonte zudem die große Bedeutung des Datenschutzes.

Bayer steht wegen der Monsanto-Übernahme im vergangenen Jahr massiv unter Druck. Die Aktionäre von Bayer hatten Konzernchef Werner Baumann Ende April die Entlastung verweigert. Zuvor war der Aktienkurs eingebrochen, weil in den USA tausende Krebskranke wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat klagen,

Erst im März hatte Bayer in den USA einen weiteren wichtigen Prozess wegen Glyphosat verloren. Der Pharmakonzern muss nun dem an Krebs erkrankten Kläger Edwin Hardeman einen Schadenersatz von 80,3 Millionen Dollar (70,8 Mio. Euro) zahlen. Der Rentner hatte Roundup über viele Jahre hinweg eingesetzt. Das Berufungsverfahren steht allerdings noch aus.

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