Berlin – Wie wandelt sich unsere Gesellschaft? Was sind die Sorgen der Deutschen von morgen? Prof. Horst Opaschowski (78) ist Deutschlands bekanntester Zukunftsforscher.

In BILD sagt er, was uns die nächsten Jahrzehnte beschäftigen und wie sich die Gesellschaft wandeln wird.

Die 40- bis 50-Jährigen sind die doppelt Gekniffenen.

Eigentumsbildung ist so wichtig wie Persönlichkeitsbildung. Aber das fällt den meisten Menschen schwer, da die Steuerlast für die arbeitende Mittelschicht so hoch ist, dass eine Mehrheit der Deutschen kaum finanziellen Spielraum hat.

Die Politik sollte nicht verzweifelt darüber nachdenken, einige wenige zu enteignen, sondern viele zu Eigentümern zu machen. Stattdessen droht unsere Gesellschaft auseinanderzudriften.

Nur weil es der Gesamtwirtschaft gut gehen mag, sagt das noch lange nichts über das persönliche und soziale Wohlergehen des Einzelnen. Die 40- bis 50-Jährigen sind eine Generation der doppelt Gekniffenen: Viele können trotz Arbeit weder Eigentum erwerben, noch für die Rente vorsorgen.

Stattdessen werden sie ständig daran erinnert, für die Rente Geld auf die hohe Kante zu legen, fragen sich aber, wie sie das anstellen sollen. So galoppiert die Angst vor Altersarmut. Die Angst vor dem Notfall im Alter ist der Normalfall der Jungen.

Durch die Zuwanderung droht eine Parallelgesellschaft.

Die Flüchtlingsfrage wird unsere Gesellschaft die nächsten 20 Jahre beschäftigen. Mindestens. Ich halte Zuwanderung per se nicht für schlecht. Doch ich erwarte von der Regierung mehr Ehrlichkeit. Etwa zwei Millionen Flüchtlinge sind nach Deutschland gekommen, jedes Jahr kommen 150 000 Asylanträge hinzu. Das ist so viel wie eine ganze Stadt. Es wird Zeit, der Bevölkerung zu sagen, dass es wahrscheinlich dauerhafte Zuwanderer sind, die bleiben. Denn Rückführungen gibt es ja kaum.

So ist Deutschland über Nacht zum Einwanderungsland inmitten von Europa geworden. Die Zuwanderung wird Deutschland verändern – noch ist aber unklar, wie. Wenn von staatlicher Seite aber nicht alles dafür getan wird, Zuwanderer zu integrieren und von ihnen Integration zu fordern, wird das Projekt scheitern. Es droht das Entstehen einer Parallelgesellschaft.

Flexibler Ruhestand ist der humanste Umgang mit Älteren.

Natürlich gibt es viele Berufe, die körperlich so anstrengend sind, dass die Rente für viele gerade noch rechtzeitig kommt. Für andere hat der Renteneintritt Fallbeilcharakter. Sie würden sich gerne noch in der Gesellschaft einbringen, wissen aber oft nicht, wie.

So liegt das Können und Wollen vieler Senioren einfach brach. Rentner sind bereit, sich mehr zu engagieren – wenn es ihnen von staatlicher Seite leichter gemacht würde, es zum Beispiel eine organisierte Job-Börse für Rentner geben würde.

Die größte Armut im Alter wird die Kontaktarmut sein.

Mehr und mehr Menschen leben allein – können aber allein nicht leben. Bindungsfähigkeit ist nicht mehr wirklich gefragt. Was mit 30, 40, 50 Jahren vielleicht noch funktioniert, kann im Alter zum Problem werden, denn Einsamkeit ist Depressions- und Demenzfördernd.

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Jeder Zweite, der heute geboren wird, kann 100 Jahre alt werden. Deshalb wird die Bekämpfung der Einsamkeit im Alter ein Regierungsthema werden müssen.

Unsere Regierung braucht eine Vision wie die Mondlandung.

Kennedys Rede ist legendär: „Wir haben beschlossen, in 10 Jahren zum Mond zu fliegen.“ Wo ist die Moonshot-Version unserer Regierung? Wo ist die Vision, das Projekt, das unser Land für 10, 20 Jahre begeistert? Ich sehe es nicht. Es wäre aber wichtig.

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