Vorsitzender der Partei Thai Raksa Chart stellt die Kandidatur der Prinzessin vor: Die Königstochter erhält Unterstützung aus dem Lager des gestürzten ehemaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra. (Quelle: Athit Perawongmetha/Reuters)

Das gab es noch nie: Bei der nächsten Parlamentswahl tritt die älteste Schwester des Königs als Spitzenkandidatin an – gegen den regierenden Junta-General.

In Thailand tritt die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, bei der Parlamentswahl im nächsten Monat als Spitzenkandidatin an. Die 67-Jährige erklärte am Freitag in Bangkok überraschend ihre Bewerbung um das Amt der Premierministerin. Bislang war sie in der Politik nie groß in Erscheinung getreten. Unterstützt wird sie aus dem Lager des gestürzten ehemaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der in Thailand immer noch großen Einfluss hat.

Damit geht die im Volk sehr populäre Prinzessin direkt in Konkurrenz zum amtierenden Regierungschef Prayut Chan-o-Cha (64). Der General ist seit einem Militärputsch 2014 an der Macht. Mit der Parlamentswahl am 24. März soll Thailand zurück in Richtung Demokratie. Es ist das erste Mal in der Geschichte des südostasiatischen Landes, dass sich jemand aus dem Königshaus um ein Amt in der Politik bewirbt.

Viele glaubten nicht an Kandidatur der Königstochter

Prinzessin Ubolratana ist das älteste von vier Kindern des jahrzehntelangen Königs Bhumibol und seiner Frau, Königin Sirikit. Seit dem Tod des alten Königs im Oktober 2016 steht ihr Bruder Maha Vajiralongkorn an der Spitze der Monarchie. Der 66-Jährige, der sich häufig in Deutschland aufhält, ist allerdings noch nicht offiziell gekrönt. Dies soll erst Anfang Mai geschehen – sechs Wochen nach der Wahl.

Über eine Kandidatur der Prinzessin war seit einigen Tagen spekuliert worden. Viele glaubten nicht daran. Am Freitag gab die Partei Thai Raksa Chart – gegründet von Anhängern des ehemaligen Premierministers Shinawatra – dann offiziell bekannt, dass sie Ubolratana ins Rennen schickt. Dies sei eine „große Ehre“. Sie selbst äußerte sich zunächst nicht weiter zu ihrem Vorhaben. Auf Instagram verbreitete sie jedoch die Botschaft: „Wir werden zusammen vorangehen.“

Generäle haben Wahlen jahrelang verhindert

Die Prinzessin hat enge Kontakte zur Familie der Shinawatras, die Thailands Politik seit langem mitbestimmt. Thaksin Shinawatra wurde 2006 als Premierminister vom Militär gestürzt. Acht Jahre später ereilte seine Schwester Yingluck dann das gleich Schicksal. Beide leben inzwischen im Ausland. Der Putsch 2014 wurde von General Prayut angeführt, dem heutigen Premierminister der Militär-Junta. Die Generäle hatten eigentlich versprochen, nur ein Jahr zu regieren, verschoben Wahltermine dann aber immer wieder.

Prayut kündigte am Freitag – wie erwartet – ebenfalls seine Kandidatur an. Der General ist Spitzenkandidat der Partei Phalang Pracharat, die dem Militär nahesteht. Über mehrere Jahre hinweg hatte er angekündigt, die Macht abzugeben. Nun erklärte er: „Ich bekräftige, dass ich keine Absicht habe, meine Macht im Amt zu verlängern. Ich will nur zum Wohl des Landes und der Menschen arbeiten.“

Königshaus ist per Gesetz vor Kritik geschützt

Die Kandidatur der Prinzessin macht die Dinge für die Militärs viel komplizierter. Thailands Königshaus ist durch ein sehr strenges Gesetz praktisch gegen jede Kritik geschützt. Prayut versicherte der Königsfamilie immer wieder seine Loyalität. Insgesamt treten bei der Wahl am 24. März mehr als einhundert Parteien an. Verlässliche Umfragen gibt es nicht.

Die Prinzessin – mit vollem Namen Thunkramom Ying Ubolratana Rajakanya Sirivadhana Barnavadi – wurde 1951 in der Schweiz geboren. Wegen ihrer Hochzeit mit einem bürgerlichen US-Amerikaner 1972 wurden ihr Privilegien gestrichen. Sie lebte dann unter bürgerlichen Namen viele Jahre in den USA. Die Ehe wurde später geschieden. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Thailand zurück, wo sie seither wieder den Titel Prinzessin führt.

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Wie ihr Bruder, der König, hat sie viele Verbindungen nach Deutschland. Bei der Fußball-WM im vergangenen Jahr posierte sie sogar im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

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