Die TU bekommt zwei neue Professoren für die Antisemitismusforschung. Sie untersuchen unter anderem antijüdische Plakate, Malereien und Karikaturen.

Ein Werbekasten für das Nazi-Hetzblatt „Der Stürmer“.

Hass, Angst, Ekel, Wut. Das sind die Gefühle, die antisemitische Karikaturen, Plakate oder Bilder beim Betrachter auslösen wollen. Doch warum funktioniert das? Was sind die Strategien und Mechanismen dahinter? Wie werden diese Emotionen erzeugt?

Das sind die Fragen, mit denen sich Uffa Jensen seit dem Wintersemester am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU Berlin beschäftigt. Jensens Fachgebiet ist die Emotionsforschung. Die TU hat bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ihn eine Heisenberg-Professur eingeworben, gefördert mit 600.000 Euro für fünf Jahre. Danach will die TU die Finanzierung übernehmen.

Für seine Arbeit am ZfA steht Jensen eine Sammlung von 8000 antisemitischer Bilder, Postkarten und Plakate zur Verfügung. Der Belgier Arthur Langerman hat diese Dinge über 50 Jahre gesammelt. Es sind Abbildungen, auf denen Juden mit verzerrten Fratzen, als Ratten oder Insekten dargestellt sind.

Langermans Vater starb in Auschwitz, die Mutter überlebte, sprach aber selten über den Krieg. „Ich habe mich gefragt, was die Juden getan haben müssen, um so behandelt zu werden.“ Er kaufte Propagandaplakate und Malereien auf Flohmärkten und bei Auktionen. In den letzten Jahren sieht er „eine Wiedergeburt des Antisemitismus“. In der Hoffnung dem entgegenzuwirken, stellt er seine umfassende Sammlung der TU als Leihgabe zur Verfügung.

Antisemitismus in Parteien und Schulen

„Antisemitische Bilder, Postkarten und Karikaturen unterstützen die Verbreitung von Vorurteilen“, sagt Uffa Jensen. Heutzutage verbreiten sie sich über Soziale Medien schneller denn je. Er will etwa durch die Analyse versendeter Postkarten mit antisemitischen Bildern verstehen, wie die Menschen, die diese verschickten, die Bilder wahrnahmen, was sie dachten – auch um zu verstehen, wie antisemitische Inhalte heute auf die Menschen wirken.

Mit dem Fokus auf die Emotionsforschung orientiert sich das ZfA noch stärker an aktuellen Formen des Antisemitismus. Dazu soll für zwei Jahre auch Samuel Salzborn als Gastprofessor beitragen. Seine Professur ist die erste in der Antisemitismusforschung in Deutschland, die mit einem Politikwissenschaftler besetzt ist. Ansonsten dominieren die Historiker das Feld.

Salzborn will den Blick vor allem auf Antisemitismus in Parteien, linke wie rechte, und den Islamismus richten. Auch antijüdische Ressentiments an Schulen, und wie dem mit politischer Bildung entgegengewirkt werden kann, sollen im Fokus stehen.

Das Land Berlin finanziert die Gastprofessur mit 200.000 Euro. „Es gehört zur Verantwortung des Berliner Senats, uns diesen Problemen zu widmen“, sagte Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung.

Die Holocaustforschung werde nicht mehr so stark im Fokus des Zentrums stehen, kündigte die Leiterin Stefanie Schüler-Springorum an. Auch, weil es dafür inzwischen eigene Institute, wie in München, gebe.

Eine weitere Neuerung wird es in den nächsten Jahren geben: Der Studiengang „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung“ an der TU soll auf Englisch umgestellt werden. „Damit wollen wir über die deutsche Perspektive hinauskommen“, erklärte Schüler-Springorum.

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