Ein Indiz für den Zusammenhang von Outdoor-Aktivitäten und steigenden Borreliose-Infektionen: Forscher finden bei Marathon-Läufern sehr viele Zecken.

Stichhaltige Beweise für ein erhöhtes Risiko von Zeckenbissen bei Outdoor-Aktivitäten haben Forscher bei der Untersuchung von…

Seit Beginn des Jahrtausends steigt die Zahl der Borreliose-Erkrankungen in Mitteleuropa. In der Schweiz notierte das Bundesamt für Gesundheit allein im Jahr 2016 von Januar bis September 12 000 Erkrankungen. Von 2008 bis 2016 waren es im gleichen Zeitraum durchschnittlich nur 7000. In Deutschland ist die Tendenz ähnlich: Während 2005 rund 17 500 Fälle von Lyme-Borreliose bekannt wurden, waren es 2011 bereits 59 000.

Zecken von Marathonläufern abgesammelt

Eine Ursache könnte die kontinuierliche Zunahme der Zeckenpopulation infolge der Klimaerwärmung sein. Denkbar ist auch, dass prozentual immer mehr Zecken mit Borrelien infiziert sind. Und schließlich könnte ein verändertes Freizeitverhalten die Zunahme erklären – dass nämlich mehr Menschen für längere Zeit in der Natur unterwegs sind. Das zu erfassen, ist allerdings schwierig.

Eine Gruppe von Infektionsmedizinern und Epidemiologen der Universität Salford in Schottland hat dies nun versucht. Die Forscher nutzten den in den Highlands stattfindenden Lowe Alpine Mountain Marathon, um herauszufinden, wie groß das Risiko ist, wenn man sich in einem Gebiet mit einer vermutlich hohen Zeckendichte querfeldein bewegt. An dem zweitägigen Marathon im Sommer 2014 nahmen mehrere Hundert Dauerläufer teil, deren Aufenthaltsdauer in der freien Natur anhand ihrer Laufzeiten bekannt war. Am Ende des ersten Tages und am Ziel untersuchten die Forscher die insgesamt 624 Teilnehmer akribisch auf Zecken und sammelten die auf der Haut festsitzenden Parasiten ein.

Viel mehr Zecken als erwartet

Zum Erstaunen der Forscher waren am ersten Wettkampftag 8,5 Prozent der Teilnehmer und am zweiten sogar 13,8 Prozent von mindestens einer Zecke befallen. Einige Läufer hätten während des Querfeldeinlaufs sogar bis zu 28 Zecken unterschiedlicher Entwicklungsstadien „aufgesammelt“, schreiben sie im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“. Umgerechnet auf die Zeit, die jeder Teilnehmer unterwegs war, ergab das eine Inzidenzrate von 29 Zeckenstichen pro tausend Stunden Aufenthalt im Freien.

Das ist nahezu das Fünfundneunzigfache der Zahl, die bei Soldaten in einem Ausbildungslager in Norddeutschland ermittelt wurde, der bis dahin einzigen Studie, die das Zeckenstichrisiko bei Outdoor-Aktivitäten untersucht hatte. Denkbar ist, dass das hohe Risiko bei den Marathonläufern damit zusammenhängt, dass sie nur leichte Kleidung und Laufschuhe trugen, wohingegen die Soldaten eine komplette Montur mit Schnürstiefeln anhatten. Die Forscher fanden die extrem hohe Stichrate aber trotzdem bemerkenswert, denn Marathonläufer haben immer nur kurzfristig Kontakt mit der Bodenvegetation. Zecken bekommen also deutlich weniger Chancen, auf Kleidung und Haut zu gelangen, als beispielsweise beim Wandern oder Picknicken.

In Großbritannien unbekannte Arten entdeckt

Darüberhinaus wiesen mikrobiologische und DNS-Analysen der eingesammelten Zecken fünf verschiedene Borrelien-Arten in den Parasiten nach. Der Verursacher der Lyme-Borreliose Borrelia burgdorferi war mit rund 11 Prozent der häufigste Erreger. Von den anderen Spezies wusste man bisher nicht einmal, dass es sie in Grossbritannien gibt.

Die Forscher raten: Wer in den Frühlings- und Sommermonaten seine Freizeit in der Natur verbringt, sollte sich unbedingt durch adäquate Kleidung und ein Abwehrmittel vor Zecken schützen.

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