Die Zahl der Infektionen mit resistenten Tuberkulose-Erregern steigt, warnt der Tropenmediziner Christoph Benn vom Global Fund.

Im Berliner Tuberkulose-Zentrum wird die Röntgenaufnahme eines Patienten ausgewertet.

Etwa 1,7 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit an TB – allerdings nicht aufgrund resistenter Erreger, sondern weil sie zu spät diagnostiziert und behandelt wurden. Braucht es eher eine bessere, günstigere Diagnose als neue Wirkstoffe?

Sowohl zeitnahe Diagnosen als auch die Bereitstellung angemessener Therapien sind wichtig. Allerdings ist es in den meisten Ländern tatsächlich eine Herausforderung, TB-Fälle früh zu entdecken. Jedes Jahr bleiben etwa vier Millionen Fälle unerkannt. Das ist der Grund, warum der „Global Fund“ Programme unterstützt, die dieses Problem mit den erfolgreichsten Diagnostika und Strategien angehen. So soll in den betroffenen Ländern der Routine-Besuch beim Arzt künftig auch für TB-Screenings genutzt werden.

Christoph Benn ist Tropenmediziner und Direktor für externe Beziehungen des Global Fund zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und…

Nicht alle TB-Infizierten erkranken, über 90 Prozent bleiben gesund. Was macht einen Menschen anfällig?
Es ist immer noch unklar, warum manche Menschen nach der Infektion klinische Symptome entwickeln und andere nie krank werden. Gut verstanden ist allerdings der Zusammenhang zwischen TB und der Körperabwehr. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa aufgrund einer HIV-Infektion, Diabetes, Unterernährung oder schlechten Lebensbedingungen sind sehr viel anfälliger dafür, an TB zu erkranken.

Warum gibt es nur so wenige neue Wirkstoffe gegen Tuberkulose und noch weniger gegen multiresistente TB? Lohnt sich die Entwicklung für die Firmen nicht, trotz so vieler Patienten?
In den vergangenen 40 Jahren sind nur zwei neue Medikamente entwickelt worden. TB ist eine Armutserkrankung, sie betrifft die verletzlichsten Gesellschaftsgruppen. Viel zu lange hat TB nicht die nötige globale Aufmerksamkeit bekommen, die nötig wäre, so dass wenig Interesse an Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe und Diagnostika bestand. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geändert. Wohl auch, weil Antibiotika-resistente Tuberkulose ein Teil des größeren Problems der mehrfach resistenten „Superkeime“ ist, die auf die gängigen Wirkstoffe nicht mehr reagieren und zu immer mehr Todesfällen durch Infektionskrankheiten führen, die normalerweise behandelbar wären – wie TB. Die Zahl der Menschen, die aufgrund von multiresistenten TB-Erregern im Rahmen von Programmen des „Global Fund zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“ behandelt werden mussten, hat seit 2005 um 50 Prozent zugenommen.

Die Fragen stellte Sascha Karberg

Mehr Informationen zu Tuberkulose anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März finden Sie hier.

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