Auch im Osten der Antarktis schrumpfen die Gletscher, wie Forscher der Nasa jetzt nachweisen konnten. Indirekte Ursache ist der Klimawandel.

Schelfeise sind wichtig, um die Bewegung der Gletscher zu bremsen.

Das Eisschild der Ostantarktis wurde bisher als sehr stabil eingeschätzt, da es im Durchschnitt dicker ist als das Eisschild der Westantarktis. Doch auch dieses dicke Eis beginnt zu schmelzen, wie Forscher der Nasa nun zeigen konnten. Das Team um Catherine Walker vom Goddard Space Flight Centre stellte durch die Auswertung von Satellitendaten fest, dass mehrere Gletscher in der Vincennes Bay im Südosten der Antarktis dünner werden und schneller ins Meer fließen.

Mehr Gletscher betroffen als bisher gedacht

Frühere Beobachtungen hatten sich auf den Totten-Gletscher konzentriert, den größten Gletscher der Region. Er allein enthält genug Eis, um den Meeresspiegel weltweit um 3,4 Meter ansteigen zu lassen. Bekannt war bereits, dass seine Fließgeschwindigkeit zunimmt. Jetzt zeigte sich, dass vier Gletscher westlich von Totten geschrumpft sind – um durchschnittlich fast drei Meter. Auch eine Handvoll kleinerer Gletscher weiter östlich verliert Eis. Das ganze Bassin, in dem sich die Gletscher befinden, enthält genug Eis, um beim Schmelzen den Meeresspiegel um 28 Meter ansteigen zu lassen.

Ursache für die Eisverluste ist das Dünnerwerden der vor den Gletschern liegenden Schelfeise. „Diese schwimmen auf dem Meer und ihr Abnehmen trägt deshalb nicht direkt zum Ansteigen des Meeresspiegels bei“, erklärte Ronja Reese, Antarktis-Expertin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Schelfeise wirken aber wie ein Korken für den Gletscherfluss. Wenn sie dünner werden oder abbrechen, nimmt ihre Bremswirkung ab. „Diesen Effekt haben wir bereits in der Westantarktis in der Amundsen-Region beobachtet“, sagte Reese.

Viele Faktoren beteiligt

Ein „komplexes Zusammenspiel von Winden, Meereis und Ozeanströmungen“ führt zum Abschmelzen der Schelfeise, erklärte Reese weiter. Auch die Topographie des Meeresbodens mit seinen Gräben spiele eine Rolle. Daten von Robben, die mit einem Sensor zur Temperaturmessung ausgerüstet wurden, sowie Messbojen zeigen laut Walkers Publikation, dass durch veränderte Strömungen wärmeres Wasser unter die Eisflächen gelangt. Dieses führt dann zum Abschmelzen des Schelfeises.


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Durch den Klimawandel könne dieses Phänomen grundsätzlich verstärkt werden, sagte Reese. In diesem Fall sei der Zusammenhang aber noch nicht nachgewiesen.

Auch das Meereis in der Arktis geht weiter zurück, wie die kürzlich veröffentlichte Arctic Report Card der US-Wetterbehörde für 2018 zeigt. Es blieb jünger, dünner und bedeckte weniger Fläche als früher. Die zwölf niedrigsten Ausdehnungen traten laut Satellitenaufzeichnung in den vergangenen zwölf Jahren auf.

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