38 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf ++ Nur 16 Prozent Wiederverwertung

Dieser Atlas ist ein Plastik-Schock!

Jeder Deutsche verursachte im Jahr 2016 durchschnittlich 38 Kilogramm Plastikmüll.

Im EU-Vergleich toppen das nur Luxemburg mit 50,5 Kilogramm pro Kopf, Irland (46,2) und Estland (42,2). EU-Durchschnitt: 24 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf.

Dieses erschütternde Ergebnis steht im „Plastikatlas 2019“, den die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz („BUND“) am Donnerstag veröffentlicht haben.

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Die Recycling-Lüge

Ein Ende der Plastikflut ist nicht in Sicht. Gerade mal 16 Prozent des Plastikmülls werden in Deutschland für neue Produkte wiederverwertet – eine schwache Leistung.

Der Rest landet in Verbrennungsöfen oder wird ins Ausland verschifft, was zunehmend zu Konflikten führt. Zwar lag die offizielle Recyclingquote in Deutschland 2016 bei 45 Prozent.

▶︎ Aber: Da geht es nur um die Anlieferung bei Recyclingunternehmen, nicht um den wirklich recycelten „Output“.

Würde hingegen die Gesamtmenge der anfallenden gebrauchten Kunststoffprodukte als Grundlage betrachtet, würden in Deutschland nur etwa 15,6 Prozent zu Rezyclat verarbeitet.

Seit 1950 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert

Der Atlas hat Fakten über die Umweltschädlichkeit von Plastik gesammelt – demnach wurden zwischen den Jahren 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert.

▶︎ Das entspricht mehr als einer Tonne pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Den allergrößten Teil machen Einwegprodukte und Verpackungen aus. Der Berg wächst unaufhaltsam: Allein der Getränkehersteller Coca-Cola verbraucht dem Atlas zufolge jährlich 88 Milliarden Einwegflaschen – aneinandergereiht reiche das 31 Mal zum Mond und zurück.

Plastik-Produktion wird zum Klima-Killer

Der globale Kunststoffmüll schadet nicht nur den Tieren und Pflanzen, sondern schadet auch massiv dem Klima.

▶︎ Der Atlas zitiert eine Hochrechnung des Zentrums für Internationales Umweltrecht. Demnach könnte die Produktion von Kunststoffen bis 2050 bei den derzeitigen und prognostizierten Wachstumsraten einen Ausstoß von 52,5 Giga-Tonnen Kohlendioxid verursachen.

▶︎ Kunststoffe allein könnten somit 10 bis 13 Prozent des gesamten Kohlenstoff-Limits verbrauchen, das die Weltbevölkerung einhalten muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

▶︎ Nicht einmal 10 Prozent des jemals produzierten Kunststoffes sind laut dem Atlas recycelt worden. Das liege unter anderem daran, dass sich die Verarbeitung vieler Kunststoffe zu Rezyklat zum Wiederverwenden schlicht und einfach nicht lohne.

Hersteller nutzten für ihre Produkte lieber neuwertigen Kunststoff als Rezyclat, das häufig nicht so rein sei.

Deutschland drittgrößter Plastik-Exporteur

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Der niedrige Preis für Neukunststoff und das teure Sortieren und Aufarbeiten von gebrauchtem Kunststoff habe in Europa dazu geführt, dass ein Großteil des Plastikmülls nach Übersee verschifft werde.

Der weltweit drittgrößte Exporteur von Plastikmüll ist – nach den USA und Japan – die Bundesrepublik. Nachdem allerdings der bisher größte Abnehmer China vergangenes Jahr einen Exportstopp verhängt hatte und Nachfolger Malaysia auch die Müllmengen deutlich reduzieren will, drohen die großen Plastikverbraucher auf ihrem Abfall sitzen zu bleiben.

So führt den Umweltschützern zufolge kein Weg daran vorbei, die Produktion von Einwegplastik deutlich zu drosseln. Initiativen wie die Kunststoffstrategie der EU-Kommission seien ein Schritt in die richtige Richtung.

▶︎ Diese Strategie sieht unter anderem vor, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen recycelbar sind. Das Verbot bestimmter Einwegplastikprodukte wie Trinkhalme oder Kunststoffbesteck sowie eine Rezyklatquote sind mittlerweile von den Mitgliedstaaten beschlossen.

Der Atlas betont jedoch auch, dass es sich um ein globales Problem handelt, das durch staatliche Regulierung WELTWEIT angegangen werden müsse.

Umweltschützer fordern: Industrie in die Pflicht nehmen

Im Kampf gegen die weltweite Verschmutzung mit Plastik muss die Politik aus Sicht von Umweltschützern globalen Energie- und Chemiekonzernen strengere Vorgaben machen.

„Ein paar Dutzend Unternehmen“ stellen den Großteil der Produkte her, die später als Plastikabfall zurückblieben, sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Den Markt der Plastikpellets dominiere „eine Handvoll“ multinationaler Konzerne.

Auf EU-Ebene würden Produkte wie Plastikstrohhalme und -besteck verboten, das sei auch gut so, sagte Unmüßig. „Wir erleben aber gleichzeitig, wie Europa zuschaut, wie neue Kapazitäten für die Plastikproduktion geschaffen werden.“

Nicht nur Konsumenten, auch die Produzenten müssten in die Verantwortung genommen werden. Die fünf größten Plastikkonzerne seien ExxonMobil, BASF, Eni, INEOS, und Dow.

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