Die Versicherten der privaten Krankenkassen ächzen. Jedes Jahr werden bei vielen der neun Millionen Kunden die Prämien raufgesetzt. Erhöhungen von mehr als 50 Prozent über mehrere Jahre sind keine Seltenheit.

Einer von ihnen ist Lutz Krause (63). Der Geschäftsmann aus Berlin zahlt 772 Euro – jeden Monat. Seit 2009 hat die Axa-Versicherung seinen Tarif um 53 Prozent erhöht. Jetzt hat er genug. Ihm geht es ums Prinzip. „Jedes Jahr zahle ich mehr. Irgendwann kann ich mir die Krankenversicherung nicht mehr leisten“, sagt der Chef eines Malereibetriebes. Krause setzt sich zur Wehr.

Sind die Beitragserhöhungen rechtens?

Er hat Zweifel, dass die Erhöhungen rechtens sind. Für seinen Verdacht gibt es Gründe: Das Amtsgericht Potsdam hat in einem anderen Verfahren geurteilt, dass eine Beitragserhöhung der Axa nicht korrekt zustande gekommen ist (Az.: 29 C 122/16).

► Die Richter entschieden: Der Treuhänder, der der Beitragserhöhung zugestimmt hatte, war nicht so unabhängig, wie es das Gesetz forderte.

► Der Fachmann prüfte 15 Jahre lang bei der Axa die Beiträge und kassierte dafür jedes Jahr stattliche Beträge von der Versicherung – teilweise rund 150 000 Euro. Zu viel für wirkliche Unabhängigkeit, meinte das Gericht.

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Axa hat Berufung eingelegt. Sie erklärt auf BILD-Anfrage, sich stets an die entsprechenden Gesetze gehalten zu haben. „Die Unabhängigkeit der Treuhänder ist für die Versicherten besonders wichtig“, erklärt Krauses Anwalt Knut Pilz, der das Potsdamer Urteil erstritten hat.

Ein Wechsel zu einer anderen Versicherung ist so gut wie unmöglich, da die Kunden sonst große Teile der bei der Versicherung angesparten Altersrückstellungen verlieren. Für alle ab 55 Jahre ist ein Wechsel fast gänzlich ausgeschlossen.

► Pilz: „Die Kunden sind den Beitragserhöhungen also ausgeliefert.“

Lohnt sich ein Rechtsstreit mit der Versicherung?

Bis zu einer endgültigen Entscheidung will Krause nicht warten. Er hat Klage eingereicht, fordert die gezahlten Beitragserhöhungen von knapp 7000 Euro zurück. In anderen Fällen geht es um deutlich höhere Summen. Die Chancen stehen gut, meint Pilz.

Das gilt auch für ein Verfahren gegen die Deutsche Krankenversicherung vor dem Landgericht Koblenz.

► „Die Richter haben ähnlich wie im Fall der Axa Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Prämienanpassung angemeldet.“

Für die privaten Krankenversicherungen könnte ein Urteil zu Krauses Gunsten teuer werden. Dann dürften nicht nur weitere der 800 000 Axa-Versicherten klagen. Auch die Kunden anderer Versicherer könnten folgen.

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