Wirtschaftsminister Altmaier Keine Staatshilfe bei Germania geplant

Quelle: Reuters
0:51 Min.

Vier Millionen Menschen sind 2018 mit Germania in den Urlaub geflogen – jetzt hat die deutsche Fluggesellschaft beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt!

Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (60, CDU) ist das aber noch kein Anlass für staatliche Hilfen. „Das ist ein Anwendungsfall von Marktwirtschaft“, erklärte der CDU-Politiker.So habe der Staat auch nicht versucht, das Unternehmen Air Berlin zu retten.

Innerhalb der Bundesregierung werde die Lage derzeit analysiert, betonte Altmaier, unter anderem mit Vertretern von Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium.

Germania hatte in der Nacht zum Dienstag den Betrieb eingestellt worden. Wie der Branchendienst „Aerotelegraph“ berichtete, landete die letzte Maschine (Nummer ST371) in der Nacht zu Dienstag um 1.15 Uhr aus Fuerteventura in Nürnberg.

Doch wie geht es jetzt weiter? Was bedeutet die Pleite für die Verbraucher? Und werden die Mitarbeiter jetzt alle arbeitslos?

BILD beantwortet die wichtigsten Fragen zur Pleite des Ferienfliegers!

Was wird aus meinen Flugtickets?

Für Fluggäste, die eine Pauschalreise gebucht haben, sieht es nicht schlecht aus. Sie können sich direkt an den jeweiligen Reiseveranstalter wenden.

Die Verbraucherzentrale Sachsen: „Der Reiseveranstalter muss für eine Ersatzbeförderung sorgen. Insoweit müssen sich Pauschalurlauber keine Sorgen machen.“

Viel schlimmer sieht es für Kunden aus, die ihre Tickets selbst bei der Airline gebucht haben.

▶︎ Sie können „aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise“ keinen Anspruch auf Ersatzbeförderung geltend machen, heißt es in einer Mitteilung auf der Germania-Website. Germania-Chef Karsten Balke bittet „Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können“, um Entschuldigung.

Doch das hilft Direktbuchern überhaupt nicht!

  • Flugbetrieb eingestellt!

    Germania beantragt Insolvenz

    Die Berliner Airline Germania hat Insolvenz beantragt. Der Flugbetrieb wurde bereits in der Nacht zu Dienstag eingestellt.

Sie müssen jetzt auf eigene Kosten einen neuen Flug buchen und später versuchen, die Kosten für die Ersatzbeförderung beim Insolvenzverwalter geltend zu machen. „Im Prinzip gilt das, was bei AirBerlin gegolten hat: Alleine der Insolvenzverwalter entscheidet, wie es weitergeht,“ sagt Sabine Fischer-Volk, Sprecherin der Verbraucherzentrale Brandenburg zu BILD. „Leider ist es unwahrscheinlich, dass das klappt.“

Doch nicht jeder kann sich einfach so ein neues Ticket leisten. Problematisch wird es besonders für Kunden, die ihre Hinreise ins Ausland bereits angetreten haben: Sie sind erstmal gestrandet! Erstmal müssen sie die Ersatzbeförderung aus eigener Tasche bezahlen – und das Geld hat nicht jede Familie einfach so übrig.

Noch dramatischer kann es für Passagiere werden, die einen Verbindungsflug mit Germania gebucht haben – und wegen der Insolvenz den Anschluss verpassen. Zum Beispiel eine teure Kreuzfahrt.

Sollte diese wegen des Ausfalls verpasst werden, könnte die Fluggesellschaft normalerweise in Haftung genommen werden, erklärt Fischer-Volk. Doch jetzt könnten sie wegen der Insolvenz gar kein Geld zurückbekommen! „Die sehen ganz alt aus“, sagt die Verbraucherzentrale-Sprecherin.

KEINE REISE, KEIN GELD! Ein Urlaub für die Tonne.

Welche Flüge sind betroffen?

Die Flüge an allen Germania-Standorten wurden abgesagt – und zwar ab sofort. Betroffen sind die Flughäfen Westerland, Hamburg, Rostock-Laage, Berlin Tegel und Schönefeld, Düsseldorf, Dresden, Nürnberg, Erfurt-Weimar, München, Stuttgart, Frankfurt/Main, Bremen, Leipzig-Halle, Friedrichshafen und Münster/Osnabrück.

Besonders prekär ist die Lage am Flughafen in Erfurt-Weimar (120 Mitarbeiter), dort sorgte Germania für fast Dreiviertel (!) der Flüge. Wichtig war die Linie auch für den Standort Rostock-Laage (200 Mitarbeiter): „Von den knapp 296 000 Passagieren im vergangenen Jahr flogen 46 Prozent mit Germania“, sagte Flughafen-Geschäftsführerin Dörthe Hausmann. Insgesamt seien von der Fluggesellschaft über das Jahr hinweg 14 Ferienziele angeflogen worden. Derzeit werde an Alternativen gearbeitet, es gebe Gespräche mit anderen Airlines, heißt es aus Rostock.

„Wir werden aber sicherlich keine Gesellschaft finden, die alle Strecken übernehmen kann“, erklärte Hausmann.

Die Insolvenz reißt auch in den Flugplan des Flughafens Erfurt-Weimar eine Lücke. In dieser Woche werden am Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag Flüge der Airline gestrichen, wie der Flughafen am Dienstag mitteilte. Betroffen seien die Verbindungen nach Hurghada, Teneriffa, Fuerteventura, Antalya und Gran Canaria.

Hilft die Konkurrenz gestrandeten Urlaubern?

Die Fluggesellschaften Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines wollen Betroffenen bei Verfügbarkeit für Flüge von und nach Deutschland innerhalb Europas Tickets für 50 Euro (zzgl. Steuern) anbieten, für Flüge zwischen Deutschland und dem Nahen Osten für 200.

„Dieser Sondertarif gilt bis Ende Februar für Fluggäste, die ursprünglich über eine Germania-Buchung verfügt haben“, erklärte die Lufthansa. Die Tickets werden demnach „in den kommenden Tagen buchbar sein“.

Zudem biete die Lufthansa-Tochter Eurowings aktuell im Ausland gestrandeten Germania-Passagieren „mit sofortiger Wirkung stark rabattierte Konditionen für Rückflüge bis Ende Februar 2019 an“. Online könnten sie einen Flug nach Deutschland buchen und „im Nachgang 50 Prozent Rabatt“ erhalten, „wenn sie entsprechende Unterlagen einreichen“.

Auch der Reiseveranstalter TUI bietet festsitzenden Reisenden seine Hilfe an. Gestrandete ohne Pauschalbuchung könnten einen TUI fly-Ersatzflug buchen und bekämen anschließend 50 Prozent des Flugpreises zurückerstattet, teilt das Reiseunternehmen mit. Dafür müssen sie bis zum 28. Februar die Buchungsbestätigung des ausgefallenen Germania-Fluges und die Bestätigung des TUI-Fluges an servicecenter@tuifly.com senden. Dies gilt für alle Rückflüge bis einschließlich 15. Februar 2019.

Wie geht es für die Mitarbeiter weiter?

Für die zuletzt rund 1100 Mitarbeiter startet heute der Weg in eine ungewisse Zukunft. Flugzeug-Crew, Bodenpersonal, Verwaltung – niemand weiß, wie es weitergeht.

Betroffen sind auch Mitarbeiter der Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH.

Germania-Chef Karsten Balke: „Ganz besonders bedauern wir selbstverständlich die Auswirkungen, die dieser Schritt auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat.“

Bereits im Januar konnte Germania aus Gründen fehlender Liquidität seine Mitarbeiter nicht entlohnen. Und das wird im Februar mit Sicherheit nicht besser aussehen.

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