Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Irrsinn um die EU-Verordnung für LKW-Fahrer

Bornheim – Die EU will, dass die LKW Fahrer am Wochenende nicht mehr in ihrem Brummi schlafen. Stattdessen sollen die Transportunternehmen für ihre Fahrer Unterkünfte bezahlen. Das beschloss der EU-Verkehrsministerrat.

Was bedeutet das für Unternehmen und ihre Trucker?

Für Wilfried Wirtz (58), Geschäftsführer der Spedition Franz Wirtz GmbH aus Bornheim  (NRW), ist das Vorhaben „völlig sinnlos“. Wirtz beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter, zu seiner Flotte gehören 60 Thermosattelzüge.

„Der Beruf des Kraftfahrers ist heute schon unattraktiv. Diese Regelung verschärft nur noch den Mangel an Fahrern in ganz Europa“, so der Unternehmer. Zu den Übernachtungen in Hotels sagt er: „Das löst nicht das Platzproblem auf den Raststätten. Braucht ein LKW ohne Fahrer weniger Platz? Vor Hotels gibt es wohl keine Stellplätze?“

Den Spediteur ärgert die Unwissenheit der Verkehrsminister: „Anstatt, dass wir für die Übernachtungen tiefer in die Tasche greifen müssen, müsste die EU adäquate Parkplätze mit sauberen Sanitärräumen und mehr Sicherheit finanzieren.“

Schwarze Schafe werden nicht bestraft

Dazu ärgert den Rheinländer, dass die „schwarzen Schafe“ nicht bestraft werden. Er selber hat noch zuletzt in seine Flotte investiert, damit es keinem seiner Fahrer an Komfort fehlt. Wirtz fragt sich: „Warum geht man in der Verordnung nicht nur gegen die vor, die keine Möglichkeit zum Hinlegen in den Fahrzeugen haben? Viele derer, die sich nicht an die Regeln halten, campieren vor oder sogar UNTER den Fahrzeugen, erhalten keine Vernünftigen Spesensätze, essen Konserven. Die, die seit vielen Jahren viel Geld investieren, um es den Fahrern so komfortabel wie möglich zu machen, werden nun bestraft.“

Seit 30 Jahren ist sein Unternehmen logistisch in Europa unterwegs. Mit Herzblut! Wirtz befürchtet sogar durch diese Verordnung in Zukunft das Schlimmste: „Wenn die Verordnung umgesetzt werden sollte, sehe ich unsere Leistungsfähigkeit zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und auch Medikamenten sehr stark eingeschränkt und extrem gefährdet.“

  • EU-Irrsinn

    Brummi-Fahrer dürfen nicht im Brummi übernachten

    Eigentlich sollten das Maßnahmen-Paket die Arbeitsbedingungen für Europas Brummi-Fahrer verbessern. Herausgekommen ist EU-Irrsinn.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ist Schluss mit (gefährlich) überfüllten Parkplätzen an den Autobahnen?

Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) leitete die Verhandlungen und hofft nun auf eine „deutliche Entspannung“. Steuer-Anreize sollen Spediteure zudem locken, Lkw-Fahrten auf Güterzüge zu verlegen.

Wo sollen die Fahrer unterwegs schlafen?

Offen! „Es gibt einen eklatanten Mangel an autobahnnahen Schlafmöglichkeiten mit sicheren Stellplätzen für Lkw“, beklagt Verkehrsexperte Carsten Taucke vom Groß- und Außenhandelsverband BGA.

Sind die Lkw sicher?

„Frachtdiebstahl durch organisierte Banden“ sei das „vordringlichste Sicherheitsproblem“ der Logistik, warnt BGA-Experte Taucke. Er fordert mehr Polizei, um die Fracht zu schützen: „im schwächsten Moment, ungesichert auf dem Parkplatz“.

Wer zahlt das Hotel?

Laut Hofer-Plan sollen die Fahrer öfter zu Hause schlafen. Andernfalls sollen Spediteure das Hotel zahlen.

Werden dadurch transportierte Waren teurer?

„Das ist nicht zu erwarten“, sagt eine Sprecherin von Verkehrsminister Hofer. ABER: Kommt es zu mehr Lkw-Aufbrüchen, wird es teuer! „Steigende Versicherungsprämien tragen zu steigenden Verbraucherpreisen bei“, sagt Taucke.

Was soll das Ganze?

Die EU will Fahrer besser vor Ausbeutung durch die Spediteure schützen. Und anständige Firmen vor unfairer Billig-Konkurrenz.

Ab wann gilt das?

Frühestens 2019. Das Europaparlament berät noch.

Sind Übernachtungen im Lkw komplett verboten?

Nein! Das Kabinen-Verbot gilt für die sogenannte „reguläre Wochenruhezeit“ (45 Stunden am Stück, alle sechs Tage) – also zumeist die Wochenenden, wenn in Deutschland z.T. ein Lkw-Fahrverbot gilt. Unter der Woche bleibt das Schlafen in der Koje erlaubt. Die EU-weite Einführung soll die Kontrollen verschärfen und den Druck auf Spediteure erhöhen.

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