Die deutsche Fluggesellschaft Germania hat in Berlin Insolvenz beantragt. Mit sofortiger Wirkung blieben alle Flieger in der Nacht auf Dienstag am Boden, das letzte Flugzeug der Germania-Geschichte landete um 1.11 Uhr in Nürnberg.

Schluss, Aus, Vorbei. Germania ist Geschichte – und hinterlässt eine Lücke, die sich an kleineren Flughäfen, beim Verbraucher und den über Tausend Angestellten schmerzhaft zeigen könnte. Doch welche Auswirkungen hat die Insolvenz des Ferienfliegers genau?

BILD erklärt das Germania-Drama in Zahlen!

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Plötzlicher Betriebsstopp verhinderte Rückflüge

Nachdem das Germania-Drama in der Nacht begonnen hatte, mussten hunderte Menschen an den Flughäfen vergeblich auf ihren Flieger warten.

▶︎Insgesamt fielen am Dienstag 36 Flüge aus.

▶︎ Dabei blieben 22 Flieger in Deutschland am Boden, 14 kamen aus dem Ausland nicht nach Deutschland zurück, darunter je zwei aus Antalya (Türkei) und Tel Aviv (Israel). Mit acht Flügen fielen in Berlin (Tegel und Schönefeld zusammen) die meisten Verbindungen aus.

▶︎In Bremen stehen drei Germania-Flieger auf dem Vorfeld, wie eine Sprecherin des Flughafens BILD bestätigte. Was mit ihnen passiert: Völlig unklar!

Germania flog bisher von 12 deutschen Flughäfen aus 68 Ziele in Europa und dem Nahen Osten an. Besonders betroffen ist der Flughafen Erfurt-Weimar. Dort übernahm Germania rund 70 Prozent des alljährlichen Flugverkehrs. Auch in Rostock-Laage (46 Prozent) und Münster-Osnabrück (26 Prozent) war die Fluggesellschaft für einen beträchtlichen Anteil aller Starts und Landungen verantwortlich.

Die Insolvenz hinterlässt gerade an den kleineren Flughäfen eine klaffende Lücke, wirtschaftliche Einbrüche sind zu befürchten!

Dazu kommen unter anderem die Flughäfen in Dresden (23 Starts pro Woche) und Nürnberg (17 Abflüge pro Woche),

Vier Millionen Passagiere

Nach eigener Aussage beförderte Germania im vergangenen Jahr über vier Millionen Passagiere.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Durchschnittlich flogen täglich rund 11 000 Passagiere mit der Fluggesellschaft. 2018 betrug der Germania-Anteil am Flugverkehr von und nach Deutschland 1,6 Prozent.

▶︎ Damit war sie die viertgrößte Fluggesellschaft Deutschlands.

Auch die Mitarbeiter der Airbus-Werke müssen sich umstellen. Bisher flog nur (!) Germania die Angestellten zweimal am Tag zwischen der französischen Konzernzentrale in Toulouse und dem Werk in Hamburg-Finkenwerder hin- und her.

Airbus wird umplanen müssen. Man suche nach einem neuen Charter-Partner, sagte ein Airbus-Sprecher. Derzeit würden die Beschäftigten auf Linienflüge umgebucht.

Laut der Tageszeitung „Die Welt“ müssen die rund 400 Airbus-Beschäftigten sich nun nach einer Alternative umschauen. Eine Direktverbindung von Hamburg nach Toulouse gibt es im regulären Flugverkehr nicht. „Wir suchen jetzt nach einem anderen Anbieter“, sagte ein Airbus-Sprecher.

Mitarbeiter haben schon im Januar keinen Lohn bekommen

Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

▶︎2017 machte das Unternehmen rund 450 Millionen Euro Umsatz. Dabei soll die Fluggesellschaft bereits 2016 und 2017 insgesamt rund 40 Millionen Euro Verlust eingefahren haben. Zum Jahresbeginn hatte das Unternehmen dann kein Geld für die Geschäfte übrig.

Was mit den von der Insolvenz betroffenen 1 678 Mitarbeitern der Fluggesellschaft und der Schwesterunternehmen jetzt passiert: unklar. Schon im Januar erhielten sie wegen der Finanzprobleme keinen Lohn.

Airline hatte gerade neue Flieger bestellt

Zuletzt hat die Berliner Airline mit 33 Flugzeugen 23 Länder in Europa und dem Nahen Osten angeflogen.

▶︎ Laut Airbus hatte Germania zuletzt sogar 25 neue „A320neo“-Flugzeuge für Kurz- und Mittelstrecken bestellt. Diese sollten von Anfang des nächsten Jahres an ausgeliefert werden. Ein Schaden entsteht Airbus durch den mutmaßlichen Ausfall des Käufers wohl nicht. „Die Flugzeuge sind noch nicht produziert worden“, sagte ein Airbus-Sprecher.

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▶︎ Hauptgeschäft waren typischen Ferienziele wie die Kanaren, Südspanien oder Griechenland. Dazu setzte der Billig-Flieger auf sogenannten ethnischen Linienverkehr also Heimatbesuche von in Deutschland lebende Migranten aus dem Balkan, dem Nahen Osten und Nordafrika. Mehrere Fluggesellschaften bemühen sich, den Ausfall aufzufangen und Germania-Kunden zu Sonderkonditionen die Heimflüge nach Deutschland zu ermöglichen.

Manche Fluggäste, die beispielsweise über Thomas-Cook-Marken Reisepakete mit Germania-Flügen nach Paphos auf Zypern oder nach Scharm el Scheich in Ägypten gebucht haben, werden aber leer ausgehen. „Mangels alternativer Flugverbindungen“, werde Thomas Cook alle Reisen (bis einschließlich 28. Februar) kündigen, teilte das Unternehmen mit.

Die Berliner Airline kann auf eine über 30-jährige Geschichte zurückblicken. Sie wurde 1986 gegründet und vor knapp zehn Jahren in die Hauptstadt umgesiedelt. Zuletzt hatte die Firmenleitung auf Expansion gesetzt, um die durch die Pleite von Air Berlin hinterlassene Lücke zu füllen. Das ist gescheitert!

Germania Swiss und Germania Bulgarien fliegen weiter

Germania hält einen Minderheitsanteil an der gleichnamigen Schweizer Fluggesellschaft Germania Flug. Diese ist nicht von der Insolvenz betroffen und fliegt mit zwei Jets weiterhin von Zürich aus 20 Destinationen in Europa an. Firmentochter Bulgarian Eagle macht auch weiter.

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