Schlechte Nachrichten für Frauen zum heutigen Equal Pay Day: Noch immer verdienen sie in Deutschland 21 Prozent weniger als Männer!

Laut Statistischem Bundesamt bekamen Frauen 2018 einen durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von 17,09 Euro, Männer kriegten 21,60 Euro.

Damit blieb der allgemeine Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern (engl.: Gender Pay Gap) so groß wie im Vorjahr. Und das trotz Regelungen wie dem Entgelttransparenzgesetz und der Geschlechterquote in Aufsichtsräten!

Die Gesetze sollten zu mehr Gerechtigkeit in der Bezahlung führen. Laut Studien der Hans-Böckler-Stiftung haben sie aber fast nichts gebracht. Der Equal Pay Day ist dieses Jahr am 18. März. Er symbolisiert den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar bezahlt werden.

Wo Frauen in Deutschland besonders wenig verdienen

Wie der Lohnspiegel der Böckler-Stiftung zeigt, sind die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen innerhalb Deutschlands unterschiedlich krass. Mehr als 300 000 Beschäftigte wurden für die Erhebung befragt.

▶︎ Sehr viel weniger verdienen Frauen demnach in Süddeutschland. Im Osten dagegen ist der Gehaltsrückstand zu den Männern deutlich kleiner. In Baden-Württemberg kriegen Frauen im Schnitt 22,7 Prozent weniger als Männer, in Brandenburg sind es 14,9 Prozent.

So erklären Experten die Unterschiede nach Regionen

Frauen arbeiten den Wissenschaftlern zufolge besonders häufig in schlecht bezahlten und sozialen Berufen, etwa als Verkäuferin im Einzelhandel (Durchschnittsgehalt Frauen: 1 991 Euro), als Physiotherapeutin (2 296 Euro) und als Erzieherin (2 701 Euro).

▶︎ Höhere Löhne werden aber vor allem in technischen Berufen bezahlt, wo der Männeranteil bei über 90 Prozent liegt. In wirtschaftlich starken Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern sitzen viele Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe. Vor allem die Automobilindustrie bietet gut bezahlte Jobs – in denen überwiegend Männer arbeiten.

  • Vor 100 Jahren

    Als 37 Frauen ins deutsche Parlament einzogen

    37 Frauen zogen 1919 in das erste demokratisch gewählte deutsche Parlament ein. Sechs von ihnen waren auch für die BRD noch bedeutend.

In den ostdeutschen Bundesländern gibt es seit der Wende dagegen sehr viel weniger Arbeitsplätze in der Industrie. Außerdem sei das allgemeine Lohnniveau noch immer deutlich niedriger als im Westen, unter anderem weil viele Unternehmen nicht nach Tarif zahlen.

Heißt: Der geringere Lohnunterschied im Osten liegt nicht an besonders guten Frauen-Löhnen, sondern an dem großen Abstand der ostdeutschen Männer-Löhne gegenüber den Männern im Westen.

In welchen Berufen Männer immer noch mehr kriegen

Auch innerhalb der Berufe klaffen teilweise große Lohnlücken zwischen Frauen und Männern. Am härtesten trifft es Frauen, die als Versicherungskaufleute arbeiten. Geht man von einer Vollzeitstelle aus, verdienen sie 3306 Euro im Monat, Männer bekommen 4195 Euro – und damit 21 Prozent mehr!

Für Chemikerinnen und Bauingenieurinnen sieht es kaum besser aus. Sie bekommen im Schnitt 4479 Euro bzw. 3569 Euro. Auf dem Konto ihrer männlichen Kollegen landen jeden Monat 5331 Euro bzw. 4247 Euro.

Mit sieben Prozent weniger Gehalt gehen Informatikerinnen aus dem Büro, bei den Erzieherinnen beträgt die Lohnlücke sechs Prozent.

Elternzeiten führen zu Einbußen

Warum sind die Unterschiede innerhalb der Berufe so groß? Zum einen liege das an kürzeren Arbeitszeiten, zum anderen an den Elternzeiten.

Yvonne Lott, Expertin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung: „Etwas verkürzt gesagt: Eine Mutter auf einer Teilzeit-Stelle macht seltener Karriere. Und es gibt auch Unternehmen, die Teilzeitarbeit schlechter bezahlen als vergleichbare Vollzeitjobs, obwohl das illegal ist.“

Besonders absurd: In vielen Betrieben werde von Frauen erwartet, dass diese wegen der Familie beruflich kürzer treten. „Das Bild von der Rabenmutter ist jedoch ein vornehmlich westdeutsches Bild“, sagt Lott. Im Osten seien die Einstellungen zu Geschlechterrollen ausgewogener. Mehr Frauen arbeiten dort in Vollzeit, weil die Betreuungsangebote besser seien.

  • Sophie Passmann

    Feministin fragt: „Bist du ein alter weißer Mann?“

    Eine neue Generation Feministinnen erobert die Bühne. Vorhang auf für Sophie Passmann und ihr neues Buch „Alte weiße Männer“ (Platz 5).

Das fordern die Wissenschaftler

Was muss passieren, um die Situation zu verbessern?

Laut den Wissenschaftlern muss die Kinderbetreuung weiter ausgebaut werden. Außerdem fordern sie von der Politik, die partnerschaftliche Arbeitsteilung weiter zu fördern, etwa durch eine Verlängerung der Partnermonate bei der Elternzeit.

Und: Das Ehegattensplitting, „das für verheiratete Frauen den Fehlanreiz schafft, auf eine Vollzeitstelle zu verzichten“, soll überdacht werden.

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