Die Mauer ist bald 30 Jahre weg, Milliarden-Zuschüsse sind in ostdeutsche Betriebe geflossen. Doch was hat es gebracht?

Herzlich wenig, meint Reint Gropp. Er ist Leiter des Institut für Wirtschaftsforschung in Halle und hat am Montag eine Abrechnung mit drei Jahrzehnten Wirtschaftspolitik im Osten vorgelegt. Sein ernüchternder Befund: „Das Bestehen auf gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland hat in die Irre geführt.“

„Wir sollten aufhören, dort auf Teufel komm raus Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Gropp. Er fordert eine Kehrtwende: Fördergeld vor allem in Städte und in besonders produktive Unternehmen, digitale Infrastruktur für junge Dienstleister in Ballungsräumen statt lebenserhaltender Maßnahmen für alte Industrie auf dem Land. „Wir haben die Städte vernachlässigt.“

Gropps These: Das viele Fördergeld – 42 Milliarden Euro seit 1991 – habe wirtschaftlich sogar negativ gewirkt, den Aufholprozess gebremst. Denn Produktivität spiele bei der Verteilung selten eine Rolle, häufiger die Zusicherung der Unternehmen, keine Stellen zu streichen.

Das habe zwar kurzfristig genutzt: Arbeitsplätze blieben erhalten, Einkommen seien weniger ungleich als im Westen. Inzwischen sei die Abwanderung gestoppt, die Bevölkerung wachse.

Aber die Firmen im Osten seien heute 20 Prozent weniger produktiv als im Westen, schätzt die Studie „Vereintes Land“, die das Institut am Montag vorlegte.

Wer nicht ausreichend produktiv ist, hat es schwer, langfristig zu bestehen. Den Rückstand gebe es in allen Betriebsgrößen. Deshalb treffe das häufig genannte Argument nicht zu, dem Osten fehlten schlicht Konzernzentralen.

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