Welche Folgen hätte das Entstehen einer deutschen Megabank?

Bereits jetzt zeichnet sich ab: Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank könnte für rund 500 Filialen das Aus bedeuten.

Das erfuhr BILD aus Kreisen der beiden Banken.

Derzeit verfügt die Commerzbank über rund 1000, die Deutsche Bank über rund 530 Zweigstellen.

Im Falle einer Fusion würden die Kosten deutlich gesenkt, weil man rund jede dritte Filiale einsparen könne, hieß es. Zuvor wurde bereits ein Abbau von bis zu 30 000 Stellen diskutiert.

Deutsche Bank will CoBank-Deal durchsetzen

Untersdessen sieht Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing viele gute Gründe für eine Fusion mit der Commerzbank. Er wolle den am Donnerstag tagenden Aufsichtsrat der größten heimischen Privatbank vom Sinn eines solchen Deals mit dem kleineren Konkurrenten überzeugen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von einer Person im direkten Umfeld des Vorstandschefs.

Eine weitere Person mit Kenntnnis von Sewings Überlegungen sagte, die Deutsche Bank hätte keine formelle Verhandlungen mit der Commerzbank begonnen, wenn sie erwarten würde, dass diese scheitern.

Allerdings: Wenigstens drei Großaktionäre der Deutschen Bank sind bislang skeptisch. Die Arbeitnehmerseite ist klar gegen einen solchen Zusammenschluss, weil er mit großer Sicherheit mehrere Zehntausend Arbeitsplätze in den beiden Frankfurter Zentralen und in ganz Deutschland kosten würde.

Bislang hatte sich Sewing öffentlich eher zurückhaltend geäußert, ob es am Ende der kürzlich begonnenen Verhandlungen mit der Commerzbank auch wirklich zu einem Deal kommen werde. Bundesfinanzminister Olaf Scholz gilt als Unterstützer eines Zusammenschlusses und soll Sewing zu den Gesprächen gedrängt haben. Die Bundesrepublik ist mit gut 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt.

Klare Dominanz auf dem deutschen Markt erwartet

Derzeit schauen sich beide Banken in die Bücher – ein Problem ist unter anderem der relativ hohe Bestand kritischer Staatsanleihen in der Bilanz der Commerzbank und an Derivaten bei der Deutschen Bank. Bei einer Fusion müssten diese neu bewertet und das entstehende Kapitalloch aufgefüllt werden. Wie das finanziert werden soll, ist bislang unklar.

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Wichtige Argumente Sewings für eine Fusion seien unter anderem die sich daraus ergebende „klare Dominanz“ auf dem deutschen Markt, Größenvorteile und sinkende IT-Kosten. Zudem würden die Refinanzierungskosten der neu entstehenden Mega-Bank seiner Ansicht nach deutlich sinken. „Die Refinanzierung wäre so gut wie nie“, sagte der Insider.

Massive Stellenstreichungen kommen so oder so

Zu massiven Stellenstreichungen würde es so oder so kommen, mit oder ohne Fusion der beiden Banken, hieß es zudem aus Sewings Umfeld. Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat der Deutschen Bank – Betriebsräte und Gewerkschaften – hat bereits angekündigt, dass sie einen Zusammenschluss ablehnt. Sie befürchtet den Verlust von mehreren zehntausend Arbeitsplätzen.

Die Gewerkschaft Verdi, deren Chef Frank Bsirske bei der Deutschen Bank im Aufsichtsrat sitzt, erklärte auf Anfrage, an ihrer ablehnenden Haltung habe sich nichts geändert. Sewing hatte im vergangenen September erklärt, er wolle erst seine Hausaufgaben erledigen und sich erst nach zwölf bis 18 Monaten mit anderen Dingen beschäftigen – zum Beispiel mit einer Fusion mit der Commerzbank. Der 48-Jährige sei inzwischen der Überzeugung, dass er einen Großteil dieser Hausaufgaben erledigt habe und bereit für den nächsten Schritt, sagte der Insider. Mit dem Abschluss eines so komplexen Deals sei ohnehin nicht vor 2020 zu rechnen.

Commerzbank-Chef Martin Zielke gilt als offen für eine Fusion. Er betont immer wieder, dass in dem hart umkämpften und kleinteiligen deutschen Bankenmarkt Wachstum die Lösung sei. Auf der Jahrespressekonferenz Mitte Februar hatte Zielke die Fusionsspekulationen angesichts der Negativzinsen und des Preisdrucks, die der Profitabilität von Banken in Deutschland enge Grenzen setzen, als „verständlich“ bezeichnet.

Die Übernahme der Dresdner Bank habe das Geldhaus zwar über Jahre beschäftigt, doch ohne sie stünde die Commerzbank deutlich schlechter da, ist von hochrangigen Commerzbankern immer wieder zu hören.

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Im weltweiten Vergleich wäre die neue Großbank weiterhin ein Leichtgewicht

Sollte das Vorhaben glücken, entstünde die mit Abstand größte deutsche Bank mit rund 38 Millionen Privat- und Firmenkunden, anfänglich rund 140.000 Mitarbeitern, 2400 Filialen in Deutschland, einem Marktanteil von rund 20 Prozent und einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro. Im weltweiten Vergleich wäre das Institut aber immer noch ein Leichtgewicht.

Deutsche Bank und Commerzbank sind die letzten beiden verbliebenen deutschen Großbanken. Die Commerzbank hatte die Dresdner Bank übernommen, die Deutsche Bank integriert gerade die Postbank. Die Münchener HypoVereinsbank (HVB) wurde vor einigen Jahren von der italienischen Großbank Unicredit geschluckt. Alle diese Übernahmen waren mit großen Arbeitsplatzverlusten verbunden.

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