Ihr Imperium ist auf Teig und Krümel gebaut. Das Top-Produkt: der Leibniz-Keks, ein Buttergebäck mit 52 Zähnen – das Familienunternehmen Bahlsen hat sich damit im Gedächtnis der Deutschen verankert!

„Das schaffen nur ganz wenige Marken“, sagte der Werbeexperte Stefan Wegner, (Geschäftsführer von Scholz & Friends Agenda) in der ZDF-Doku „Die Bahlsen-Story“ (Dienstagabend, 20.15 Uhr).

Doch das Glück war oft brüchig: Hinter den Kulissen des Hannoveraner Unternehmens tobte über Generationen ein Konflikt, der die Familie immer wieder aufs Neue zerriss, so die ZDF-Autoren.

Im Privaten fand die Familie kein Glück

Innovativ, zupackend, leidenschaftlich: Wie bei so vielen Familienunternehmen stand auch bei Bahlsen ein starker Gründer an der Spitze: Hermann Bahlsen (1859 – 1919) förderte die Karriere von Frauen im Unternehmen, brachte das Wort Keks – vom englischen cake abgeleitet – in den Duden und baute das erste Fließband in Europa.

Eine Innovation, die sich auszahlte: Schon bald produzierte das Unternehmen, das als Bäckerei mit zehn Mitarbeitern startete, 500 000 Kekse pro Woche.

Doch privat zogen dunkle Wolken über der Familie auf. Bahlsens Ehefrau versank in schweren Depressionen, die vier Söhne mussten ohne Mutter aufwachsen. „Der Familie fehlte womöglich eine starke weibliche Persönlichkeit“, sagte die Journalistin Christine Weißenborn.

Als Bahlsen 1919 im Alter von 59 Jahren starb, dauerte es nicht lange, bis drei der Söhne an die Spitze des Unternehmens drängten. Jeder mit eigenem Kopf und speziellem Charakter. Der Zweite Weltkrieg überdeckte den Konflikt – und eröffnete gleichzeitig ein dunkles Firmenkapitel.

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In der Doku wird gesagt, dass es in der Familie bzw. Geschäftsführung keine Nazis gab – jedoch ist die Familie tiefer in das NS-Regime verstrickt, als lange bekannt war.

Laut „Spiegel“ waren die drei Brüder und Vorstandsmitglieder Hans, Klaus und Werner Mitglieder der NSDAP. Demnach trat der älteste Bruder Hans der Partei am 1. Mai 1933 bei, Werner und Klaus 1942.

Außerdem ließ Bahlsen Feldpost-Karten drucken und produzierte Kekse für die Front. Im Werk in Hannover mussten 770 Zwangsarbeiterinnen schuften, vornehmlich aus Osteuropa.

Der erbitterte Kampf um die Spitze

Das Wirtschaftswunder brachte Bahlsen – trotz schwerer Kriegsschäden – wieder auf die Erfolgsspur. Werner, der zweitgeborene Bahlsen-Sohn, griff nach der Macht. Doch die blieb brüchig. Als die dritte Bahlsen-Generation ins Unternehmen eintrat, eskalierte der Konflikt vollends. „Es ging mal wieder um die Frage: Wer führt das Unternehmen – und in welche Richtung?“, sagte der Unternehmensberater Peter May.

Die Bahlsen-Familie, so die Autoren der Doku, setzte immer auf knallharten Wettbewerb, auf Auslese. „Die Brüder agierten als Rivalen, weil ihnen vermittelt wurde, dass sich der Beste durchsetzen muss“, erklärte die Journalistin Christine Weißenborn. „Hinter den Kulissen ging es immer wieder um Missgunst, Geld, Macht – und die Frage, wer die Nummer eins ist“, sagte Unternehmensberater Peter May.

Das Unternehmen zerbrach

1999 dann der Paukenschlag: Das Unternehmen zerbrach. Lorenz Bahlsen übernahm das Snackgeschäft und gab ihm seinen Vornamen. Werner-Michael Bahlsen behielt die Keks-Sparte. „Jeder Teil war hinterher schwächer und hatte weniger Kapital zur Verfügung“, sagte Experte May. Doch das Keks-Imperium berappelte sich. Inzwischen liegt der Umsatz bei 559 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl bei 2830 (beides 2017).

  • Ja, ist denn schon…

    BILD in der Weihnachtsbäckerei

    Draußen scheint die Sonne, doch bei Bahlsen beginnt schon das Weihnachtsgeschäft. Demnächst werden Stollen, Spekulatius und Lebkuchen ausgeliefert.

  • Generationswechsel

    Bahlsen spielt jetzt Cello statt erste Geige

    Gegenrationswechsel bei Bahlsen. Zum ersten Mal seit 90 Jahren steht kein Familienmitglied mehr an der Spitze des Konzerns aus Hannover. 

Heute führen Manager das Unternehmen, das noch immer in Familienhand ist. Darauf ist man bei Bahlsen auch stolz. 2018 zog Johannes Bahlsen ins Unternehmen ein, die vierte Generation und eine kommende Führungskraft. Diesmal soll der Übergang auch klappen – zum ersten Mal.

Fazit

Auch in kleineren Familienunternehmen spielen sich große Dramen ab. Die Autoren der ZDF-Doku zeigten, wie Eitelkeit, Neid und Missgunst ein Unternehmen an den Rand des Ruins führen können. Nur: welche Konsequenzen ziehen Bahlsen und Co aus den Erfahrungen der Vergangenheit? Das blieb leider unbeantwortet.

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