BILD erklärt den Keks-Clan

Den knusprigen Leibniz-Butterkeks mit 52 Zähnen kennt fast jeder in Deutschland. Die zweitjüngste Erbin der Keks-Dynastie Bahlsen bald auch …

Auf einer Konferenz prahlte die Jung-Unternehmerin Verena Bahlsen (25) kürzlich mit frechen Sprüchen zu ihrem Vermögen: „Ich will Geld verdienen und mir Segel-Jachten kaufen“, sagte sie bei der Veranstaltung in Hamburg. Ein Viertel der Firma gehöre ihr.

Für dieses Pro-Kapitalismus-Statement gab es allerdings nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Denn: Die Firma Bahlsen ließ – wie die meisten anderen deutschen Großunternehmen – im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter für sich schuften. Die Geld-Fantasien der Urenkelin des Firmengründers kamen vor allem auf Twitter nicht gut an.

Hey @Bahlsen_Family, in eurer Online-Chronik fehlt der Hinweis darauf, dass im 2. Weltkrieg 200 Zwangsarbeiter für euch arbeiten mussten und ihr zum "kriegswichtigen Betrieb" erklärt wurdet. Wann fügt ihr das hinzu? https://t.co/1icD3ThsUD #Bahlsen pic.twitter.com/5aHvwsWiPg

— Arne Semsrott (@arnesemsrott) May 11, 2019

545 Millionen Euro Umsatz

Heute ist Bahlsen eines der bekanntesten Keks-Imperien weltweit. 2018 machte der Back- und Süßwarenhersteller einen Umsatz von 545 Millionen Euro! Auf der Liste des Branchenportals „Die Deutsche Wirtschaft“ kommt die Bahlsen GmbH & Co. KG im Ranking der umsatzstärksten Familienunternehmen auf Rang 437.

Aber wer steckt eigentlich hinter der Keks-Dynastie?

Die Firma hat klein begonnen: Vor 130 Jahren, im Jahr 1889, gründete Hermann Bahlsen in Hannover die „Hannoversche Cakesfabrik H. Bahlsen“. Zwei Jahre später brachte er den Leibniz-Keks heraus, benannte ihn nach dem berühmten Einwohner der Stadt, Gottfried Wilhelm Leibniz (Philosoph und Mathematiker).

▶︎ Das Rezept des Kekses, der das Unternehmen so erfolgreich machte, kennen bis heute nur wenige im Unternehmen, wie der langjährige Keks-Chef, Werner M. Bahlsen, in einer ZDF-Doku erzählt.

Familienunternehmen mit Drama-Potenzial

Nach dem Tod von Gründer Hermann Bahlsen übernehmen 1919 drei seiner vier Söhne die Keks-Fabrik. Schon damals gibt es Zoff um die Rangfolge im Unternehmen.

Nach dem Tod eines der Brüder steigt 1959 die dritte Generation ein – und auch da setzt sich der Streit fort. Professor Peter May in der ZDF-Doku: „Es ging auch da immer wieder um die Frage: Wer führt letztendlich dieses Unternehmen? In welche Richtung wird es geführt?“

  • Verena Bahlsen

    Zwangsarbeiter-Zoff um Keks-Erbin

    „Ich will Geld verdienen und mir Segel-Jachten kaufen.“ Für diesen Satz erntete Verena Bahlsen Kritik. Grund: Die Firmen-Vergangenheit.

1999 kommt es zum Showdown: Das Bahlsen-Imperium zerfällt und wird unter den Enkeln aufgeteilt – und das genau am 110. Geburtstag der Traditionsfirma. Vorangegangen waren jahrelange Streits über die Firmenstrategie. Werner M. Bahlsen – Vater von Jung-Unternehmerin Verena – übernimmt die Süß-Sparte, sein Bruder Lorenz Bahlsen die Snack-Sparte.

Nur ein Jahr später gibt es erneut Ärger. Ehemalige NS-Zwangsarbeiter, die die Firma im Zweiten Weltkrieg beschäftigt hatte, ziehen vor Gericht. Am Ende steht fest: Wegen Verjährung muss Bahlsen nicht zahlen. Immerhin: Das Keks-Imperium tritt der „Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter“ bei.

Krümelmonsters Keks-Klau

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Inzwischen produziert Bahlsen nach eigenen Angaben 142 686 Tonnen Gebäck im Jahr, hat sechs Produktionsstätten in Deutschland und Polen. Bekannte Produkte sind „Pick Up“, „Buchstaben ABC Russisch Brot“ und nach wie vor der Leibniz-Keks.

▶︎ Der machte 2013 sogar weltweit Schlagzeilen, als eine vergoldete, 100 Jahre alte und rund 20 Kilogramm schwere Version vom Stammsitz in Hannover gestohlen wurde. Noch während der Ermittlungen meldete sich das „Krümelmonster“ mit einem Erpresserbrief. Wenig später gaben ihn die Unbekannten wieder zurück.

  • Bahlsen erinnert an Keks-Klau

    Krümelmonster jetzt als Graffiti

    Sechs Jahre nach dem Diebstahl des goldenen Leibniz-Kekses würdigt Bahlsen das Ereignis in besonders bunter Form – mit einem Graffiti.

  • Ans Kruemelmonster

    Bahlsen macht Keks-Entführer Angebot

    Sollte Bahlsen den Keks zurückbekommen, will die Firma 52 000 Packungen Leibniz Kekse an 52 soziale Einrichtungen spenden!

Manager-Team hat Leitung übernommen

Der langjährige Keks-Chef Werner M. Bahlsen hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. 2018 hatte er kurz nach seinem 69. Geburtstag das Alltagsgeschäft einem vierköpfigen Manager-Team übertragen. Er wacht aber als Vorsitzender des Verwaltungsrates über die mittel- und langfristige Ausrichtung.

Die Entscheidung kam einer Sensation gleich:

Denn nun ist kein Familienmitglied mehr fürs operative Geschäft zuständig.

Bahlsen will seinen vier Kindern Zeit zum Entwickeln geben. Sohn Johannes allerdings soll laut „Manager Magazin“ auch mit ins Verwaltungsgremium.

„Wir haben regelmäßig in der Familie Gespräche über die Ausrichtung des Unternehmens – das läuft gut“, so Werner M. Bahlsen. Der eine Sohn ist Berater, der andere entwickelt digitale Strategien. Die jüngste Tochter ist Fotografin.

Und wenn die zweite Tochter, Verena, nicht auf Konferenzen spricht, leitet sie ein Restaurant in Berlin-Mitte. Das hat sie nach ihrem Urgroßvater „Hermann’s“ genannt.

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