Schwaben sind ja bekannt für ihre Geduld, ein klein wenig für ihren Geiz und dafür, dass sie ganz akkurat die Dinge des täglichen Lebens erledigen. Aber wenn ihnen mal der Kragen platzt – dann richtig!

Hans-Peter Kastner, Geschäftsführer der gleichnamigen Getränkefirma in Stuttgart, ist das jetzt passiert. In einem offenen Brief auf Facebook „an alle Kunden und Nichtkunden der Firma Getränke Kastner“ schreibt er sich den Frust über unsere Flut an Plastikmüll, über unsere Ignoranz und über unser mieses Verbraucherverhalten von der Seele.

Zu dem Brief stellte er ein Foto mit 52 Müllsäcken, die er und seine Mitarbeiter innerhalb von zwölf Wochen gesammelt haben. Alles Fremdmüll der Kategorie Einweg, wie er schreibt. „(…) sage und schreibe: 52 Säcke a 200 Stück, also 10 400 Einwegflaschen und Einwegdosen von unseren Kunden zurückbekommen und diesen Berg von Müll haben wir in diesem Bild einmal festgehalten.“

Dann macht er eine Rechnung auf: Was kostet die Entsorgung? Was kostet es die Umwelt?

„10 400 bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von einem Euro entspricht einem Umsatz von 10 400 Euro. Bei einem Erlöse von 25 Prozent haben unsere Freunde von Kaufland, Aldi, Lidl & Co. 2600 Euro Gewinn erwirtschaftet und wir haben deren Müll gezählt, gelagert und nun entsorgt.

Die Kosten der Entsorgung sind immens und liegen bei rund 0,05 Euro pro Flasche und Dose. In Umkehrschluss bedeutet das, dass wir Kosten von über 500 Euro haben, um diese Einwegprodukte zu entsorgen.

Wenn die Bürgerinnen und Bürger so handeln würden wie sie sagen, dann hätte man bei uns Mehrwegflaschen oder ‚Zweiweg‘-Plastikflaschen gekauft, die von uns an die Hersteller zurückgegeben werden und dort fachgerecht recycelt werden, um neue Flaschen herzustellen.

Dann hätten wir als Familienbetrieb keine 500 Euro Kosten auf Handelsmüll, sondern einen Erlös von 2000 Euro (da wir geringere Spannen haben und wir durch die schlechteren Einkaufsbedingungen sowieso schon benachteiligt sind) durch den Verkauf von umweltfreundlicheren Mehrwegflaschen erzielt.

Nein, man drückt uns den Müll auf das Auge, weil es einfacher ist, uns diesen Müll zu bringen, als ihn mühevoll am Automaten im Kaufland oder Lidl zu entsorgen. Da müsste man ja in der Schlange stehen und warten oder noch schlimmer, man würde sich die Finger schmutzig machen – denn meistens bekommen wir die Flaschen in Behältern oder Tüten die mit Resten voll sind und wir dann aus dieser Brühe die Flaschen rauszählen müssen. Das ist aber nur die wirtschaftliche Seite.“

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Er erklärt, dass das alles Plastikmüll ist, der nun entsorgt werden müsste. „Wo endet dieser Müll? Wir wissen es nicht!!!“, schreibt Hans-Peter Kastner. „Zurückgegeben wird er von uns an eine sogenannte Clearing Stelle welche uns den Pfandwert abzüglich Kosten für Abholung, Zählung, Lagerung, Entsorgung und anderen Gebühren auszahlt. Aber dann? Ganz ehrlich, ich kann Ihnen nicht sagen, ob diese Flaschen fachgerecht recyclet werden oder wie so viel anderer Müll einfach in das ferne Ausland verkauft wird und dort in die See geschmissen wird.“

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▶︎ Dann wird er richtig sauer: „Umweltschutz? Unterstützung der Nahversorgung? Nachhaltiges Denken? Nein, es geht um Bequemlichkeit, Geiz ist geil und nach mir die Sintflut.“

Kastner appelliert eindringlich an die Menschen, umweltbewusst, nachhaltig, regional zu kaufen und gegen die Alles-egal-Einstellung anzukämpfen. Oder: „Stärken Sie den Aktionären den Rücken, den Gesellschaftern, den CEOs, all denen die dann genug Kohle haben um abzuhauen, wenn uns das Klima um die Ohren fliegt.“

Und eins hat er sich fest vorgenommen: „Wenn ich betriebswirtschaftlich an den Punkt komme, dass ich Plastikmüll verkaufen muss, um zu überleben, dann schließe ich meinen Betrieb. Denn ich habe kein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich gescheitert bin, ich habe aber ein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich nichts gegen die Umweltverschmutzung getan habe.“

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