++ Boeing: „Wir haben volles Vertrauen in die Sicherheit“ ++ Trump: „Flugzeuge werden viel zu komplex zu fliegen“ ++

Quelle: Reuters / flighradar24.de
1:23 Min.

Zwei Boeing 737 Max 8 sind kurz nacheinander abgestürzt: ein Flugzeug im Oktober in Indonesien, eines vor wenigen Tagen in Äthiopien. Beide waren erst wenige Monate alt, das Wetter gut, die Piloten erfahren – 346 Menschen kamen ums Leben.

Für Boeing droht die 737-Max-Serie vom Verkaufsschlager zum Krisenfall zu werden. Die Untersuchungen des jüngsten Crashs laufen zwar erst an, doch Flugbehörden und Airlines weltweit ziehen bereits Konsequenzen.

Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hat am Dienstagabend den gesamten europäischen Luftraum für Maschinen des Typs Boeing 737 Max gesperrt. Die Ankündigung kam nur wenige Stunden, nachdem bereits mehrere EU-Länder ihren Luftraum für die Boeing-Maschinen gesperrt hatten, darunter auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Das Verbot gelte ab 20 Uhr als „Vorsichtsmaßnahme“ für die Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 8 und Boeing 737 Max 9, erklärte die EASA.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat noch kein Flugverbot erteilt. Wie die „New York Times“ berichtet, soll Boeing-Chef Dennis Muilenberg nach dem Absturz in Äthiopien mit US-Präsident Donald Trump telefoniert haben. Muilenberg soll dafür geworben haben, kein Startverbot für baugleiche Maschinen in den USA zu verhängen.

Trump twitterte am Dienstag seine Gedanken zu Flugzeugen und Piloten: Man brauche heutzutage niemanden mehr, der fliegen kann, sondern Technik-Nerds. „Flugzeuge werden viel zu komplex zu fliegen. Piloten werden in einem Flugzeug nicht mehr gebraucht, dafür Computer-Wissenschaftler vom MIT.“ Das MIT (Massachusetts Institute of Technology) ist die Elite-Universität für Technik in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts).

„Das simple Altbewährte ist besser“

Trump meint: „Wir gehen immer einen unnötigen Schritt weiter, obwohl das simple Altbewährte deutlich besser ist. Das Urteilsvermögen von Menschen in Sekundenbruchteilen wird gebraucht, die Komplexität verursacht nur Gefahr! All das kostet so viel und bringt nichts.“

Der US-Präsident schreibt: „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich will keinen Albert Einstein als Pilot! Ich möchte großartige Flug-Profis, die schnell und einfach die Kontrolle des Flugzeugs übernehmen können.“

Airplanes are becoming far too complex to fly. Pilots are no longer needed, but rather computer scientists from MIT. I see it all the time in many products. Always seeking to go one unnecessary step further, when often old and simpler is far better. Split second decisions are….

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) March 12, 2019

….needed, and the complexity creates danger. All of this for great cost yet very little gain. I don’t know about you, but I don’t want Albert Einstein to be my pilot. I want great flying professionals that are allowed to easily and quickly take control of a plane!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) March 12, 2019

  • Zwei Abstürze desselben Typs

    Deutscher Luftraum für Boeing 737 Max 8 gesperrt

    Sicherheitsbedenken nach Absturz: Die deutsche und die britische Luftfahrtbehörde stoppen Starts, Landungen und Überfliegen des Landes.

  • Software-Update nach Abstürzen

    Räumt Boeing SO seine Fehler ein?

    Die Überarbeitung der Software werde in den kommenden Wochen bei sämtlichen 737-Max-Maschinen installiert, heißt vonseiten der Firma.

Auch in den USA gibt es Gegenwind für Boeing

Der Druck auf die US-Luftfahrtbehörde steigt dennoch. Die einflussreichen Senatoren Mitt Romney und Elizabeth Warren riefen die Luftfahrt-Behörde FAA am Dienstag auf, den Fliegern der 737-Max-Serie die Starterlaubnis zu entziehen. Senator Ted Cruz, der dem Unterausschuss für Luft- und Raumfahrt vorsitzt, schloss sich der Forderung an.

Boeing ist ein US-Unternehmen mit Hauptsitz in Chicago.

Die US-Gewerkschaft APFA (Vereinigung der Professionellen Flugbegleiter), die die mehr als 27 000 Flugbegleiter von „American Airlines“ vertritt, forderte vom Chef der größten US-Fluggesellschaft am Dienstag ebenfalls ein Startverbot für das umstrittene Modell. APFA-Präsidentin Lori Bassani: „Die Sicherheit unserer Crews und Passagiere hat Priorität.“ Flugbegleiter würden sich nicht dazu zwingen lassen zu fliegen, wenn sie sich unsicher fühlten.

Auch die Gewerkschaft der Transportarbeiter (TWU), in der unter anderem die Flugbegleiter von „Southwest Airlines“ organisiert sind, verlangte das. Die TWU schrieb auf Twitter, Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 8 sollten nicht mehr starten dürfen, bis die Daten des Absturzes in Äthiopien ausgewertet seien und geprüft worden sei, ob es einen Zusammenhang mit dem Crash in Indonesien gebe: „Menschen müssen immer über Profite gestellt werden.“

Die FAA sagt hingegen, bislang hätten ihre Überprüfungen keine „systemischen Leistungsprobleme“ bei der 737-Max-Serie und keine Grundlage für ein Startverbot ergeben. Das teilte der amtierende Behördenchef Daniel Elwell am Dienstag auf Twitter mit.

UPDATED #FAA Statement regarding @Boeing 737 MAX. pic.twitter.com/HxObBr7qRf

— The FAA (@FAANews) March 12, 2019

Deutsche Fluggesellschaften nutzen Boeing 737 Max 8 nicht

Etliche Länder haben bereits angeordnet, dass Boeing 737 Max 8 bei ihnen nicht mehr starten, landen oder überfliegen dürfen: Großbritannien, Frankreich, Irland, Malaysia, Singapur, Australien.

Auch Deutschland verbannt diese Flugzeuge bis auf Weiteres aus dem Luftraum. Am Abend zog dann die europäische Luftfahrtbehörde EASA nach.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU): „Sicherheit geht absolut vor. Bis alle Zweifel ausgeräumt sind, habe ich veranlasst, dass der deutsche Luftraum für die Boeing 737 Max ab sofort gesperrt wird.“

Die Sperre des deutschen Luftraums gilt für drei Monate. Bis einschließlich 12. Juni dürfe kein Flugzeug des Typs Boeing 737 Max 8 und Max 9 über der Bundesrepublik fliegen, erklärte die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt am Dienstagabend. Die Anordnung gelte ab 18.30 Uhr. Nur Flugzeuge, die sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch im deutschen Luftraum befänden, dürfen den Flug bis zum Ausflug beziehungsweise bis zur Landung fortsetzen.

Für die deutschen Fluggesellschaften ändert sich dadurch nichts. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow, sagte BILD: „Keine unserer Mitgliedsgesellschaften hat derzeit Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max 8 im Einsatz. Die Kompetenz und Zuständigkeit bei der Beurteilung der Situation liegt beim Luftfahrtbundesamt.“

Bernd Reuther, Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion für Luftfahrt sagte BILD: „Boeing muss nun die Unglücksursachen lückenlos aufklären. Bis dahin ist die Sperrung des Luftraums richtig. Die Sicherheit der Passagiere darf unter keinen Umständen gefährdet werden.“

Der weltgrößte Reisekonzern TUI stoppte alle Flüge mit der Boeing 737 Max 8; seine Tochtergesellschaft TUIfly betreibt in England und Belgien 15 dieser Maschinen. Das erste Flugzeug dieses Typs für die deutsche TUIfly sollte eigentlich am Mittwoch in Seattle übergeben und anschließend in Hannover noch überarbeitet werden, um von April an Urlauber auf die Kanaren zu bringen.

Boeing signalisiert Gelassenheit

Boeing veröffentlichte auf der Unternehmens-Website eine Reaktion auf die internationalen Entscheidungen: „Die Sicherheit ist die erste Priorität bei Boeing und wir haben volles Vertrauen in die Sicherheit der 737 Max. Wir verstehen aber, dass Behörden und Fluggesellschaften Entscheidungen treffen, die sie in ihren Märkten für geeignet halten. Wir werden weiterhin mit ihnen zusammenarbeiten, um das nötige Vertrauen in die Flugtauglichkeit der Maschinen herzustellen.“

Die US-Flugbehörden würden demnach vorerst nicht handeln und man sehe bei Boeing nach jetzigem Kenntnisstand keinen Anlass, weitere Empfehlungen an die Flugbetreiber auszusprechen.

Luftfahrt-Unternehmer Ernst Rudolf Wöhrl (71) sagte zu BILD: „Die Boeing 737 Max 8 ist eines der sichersten und bewährtesten Flugzeuge der Welt, in das ich jederzeit einsteigen würde. Auch die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines ist ein verlässliches Unternehmen. So furchtbar die beiden Abstürze sind, warne ich doch vor Aktionismus, bevor die Ursachen der Unfälle nicht gründlich untersucht sind.“

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