Die kuriosen Regeln++Was für die Tech-Giganten auf dem Spiel steht++Was hat Otto Normalverbraucher davon?++ BILD erklärt den dramatischen Bieterkampf

Es geht um ein Milliarden-Geschäft zum Ausbau des super-schnellen Internets:

Um 10 Uhr gab die Bundesnetzagentur in Frankfurt/Main den Startschuss für die Auktion von 5G-Mobilfunk-Frequenzen in Deutschland. Zum Start drückte der Chef der zuständigen Bundesnetzagentur, Jochen Homann, symbolisch auf den Knopf einer alten Stopp-Uhr.

▶︎Unter strengen Sicherheitsbedingungen werden die drei etablierten Mobilfunkanbieter Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone sowie United Internet (1&1) auf insgesamt 41 Frequenzblöcke bieten.

▶︎ In der ersten Runde boten die vier Unternehmen insgesamt 288,3 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Der Ausbau des Mobilnetzes ist in Deutschland viele Jahre auf der Strecke geblieben. Um so größer sind die Erwartungen, die nun in den neuen Standard 5G gesteckt werden.

Was können Verbraucher konkret erwarten? Und was hat die Industrie davon? Und warum ist die Auktion so wichtig für den Standort Deutschland?

BILD beantwortet die wichtigsten Fragen zu 5G:

Wie läuft die Auktion?

Kurz nach 10 Uhr zogen sich die für die Auktion Verantwortlichen der vier zugelassenen Bieter Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica Deutschland und die United-Internet Tochter Drillisch in ihre voneinander getrennten Räume im Mainzer Dienstgebäude der Bundesnetzagentur zurück.

► Zum Start der Poker-Runde müssen alle Beteiligten ihr Handy abgeben!

Bei der Auktion herrschen besondere Sicherheitsvorkehrungen, damit die Bieter nicht untereinander in Kontakt treten und sich absprechen können.

► Damit niemand sieht und hört was drinnen passiert, sind die Fenster zugeklebt und die Räume schalldicht isloiert.

▶︎ Die Räume werden von Sicherheitspersonal überwacht, wie „die Welt“ berichtet. Die Vertreter der Konzerne können mit ihren Zentralen über eine Standleitung sprechen. Handys und andere Geräte sind tabu. Das erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann „ im ARD-Morgenmagazin“.

► In jedem Raum sitzen zwischen drei und fünf Mitarbeiter eines Unternehmens, schreibt „die Welt“ weiter. In der Konzernzentrale sitzen Mitarbeiter, die zum Auktions-Team gehören, ebenfalls in abgeschirmten Räumen – ähnlich wie die Kollegen in Mainz.

► In ein internes Netzwerk – ohne Verbindung zum Internet – geben die Bieter dann ihre Gebote ab, die nur durch die vorab von ihnen beantragten Biet-Rechte begrenzt sind. Diese sind lediglich dem Auktionator bekannt. Dafür haben sie eine Stunde Zeit, in der sie sich über gesicherte Leitungen mit ihren Konzernzentralen absprechen können.

► Danach veröffentlicht die Bundesnetzagentur, wer der höchste Bieter für die jeweiligen Frequenzblöcke war.

► Dann geht es in die nächste Bieterrunde, die späteste startet um 17.30 Uhr. Die jeweiligen Ergebnisse werden von der Bonner Behörde zeitnah online veröffentlicht.

Was genau ist 5G?

Das Kürzel steht für die 5. Mobilfunk-Generation, die Weiterentwicklung des bereits bestehenden Standards 4G, auch LTE genannt. Die hat es in sich: Die Übertragungsrate ist etwa 100 Mal schneller als bei LTE, zudem liegt die Latenz – also die Zeit bis zu einer gewünschten Wirkung – nahe null, die Übertragung ist fast in Echtzeit. 5G gilt als großer Satz nach vorn im Internetzeitalter.

Wie viel kann geboten werden?

Nach oben ist das offen. Die Gebote müssen um eine bestimmte Höhe angehoben werden.

► Die erforderlichen Schritte liegen am Anfang bei zehn Prozent, werden dann im Verlauf auf fünf Prozent beziehungsweise zwei Prozent gesenkt.

► Zudem darf nur in vorgegebenen Stufen erhöht werden, was auch Absprachen unter den Bietern verhindern soll. Diese würden zum sofortigen Ausschluss führen.

Wie lange dauert die Auktion?

Die Auktion ist eine langwierige Sache – ähnliche Verfahren in den vergangenen zwei Jahrzehnten dauerten zwischen drei und sechs Wochen.

► Grund für die Dauer: Erst wenn auf keinen einzigen der 41 Blöcke mehr geboten wird, wird die Auktion für beendet erklärt – gibt es auch nur ein einziges weiteres Gebot auf einen Block, wird alles verlängert.

► Im Verfahren kommt es zu häufigen Verschiebungen der Gemengelage, daher bieten Unternehmen immer wieder auf andere Blöcke als zuvor.

Wie hoch könnte der finale Preis sein?

Der Erlös wird auf drei bis fünf Milliarden Euro geschätzt. Das Geld geht an den Bund, der es wiederum für den Digitalausbau nutzen will.

► Unvergessen bleibt die erste große Mobilfunkauktion im Jahr 2000, als die UMTS (3G)-Frequenzen für umgerechnet rund 50 Milliarden Euro über den Tisch gingen.

Wofür genau ist 5G wichtig?

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig, letztlich kann 5G in allen Bereichen der Industrie ein Fortschritt sein.

►Beispiel Auto: Kommt ein Wagen in einer Kurve bei Glatteis ins Schleudern, ist auch das nachfolgende Fahrzeug in Gefahr. Dessen Sensoren bringen wegen der Kurve wenig. Besser wäre es, wenn das vorausfahrende Auto das Abrutschen blitzschnell per Datenfunk an den Verkehr hinter sich meldet – dann könnten Nachfolgende noch vor der Kurve automatisch abbremsen.

5G kann so eine Echtzeit-Kommunikation ermöglichen. Auch in der Telemedizin, in Fabrikhallen oder in der Landwirtschaft – etwa mit autonomen Treckern – soll 5G künftig eine wichtige Rolle spielen.

Was bedeutet die 5G-Auktion für Privatpersonen?

Zunächst einmal wenig. Denn es dauert noch, bis die jetzt zu vergebenden Frequenzen nutzbar werden – erst Anfang 2021 ist es soweit. Trotzdem gibt es Zeitdruck, schließlich muss die Branche vorher den Ausbau angehen. Außerdem taugen die derzeit üblichen Smartphones nicht zu 5G. Erste Geräte, die den Funkstandard theoretisch unterstützen, sollen jedoch schon in der ersten Jahreshälfte auf den Markt kommen.

Die allermeisten mobilen Anwendungen funktionieren allerdings schon gut mit 4G/LTE. Für den privaten Endverbraucher ist es also wichtiger, dass erstmal LTE weiter ausgebaut wird. In Zukunft kann sich das aber ändern, wenn weiterentwickelte mobile Anwendungen deutlich höhere Datenströme brauchen als heute – und daher doch 5G nötig wird.

Warum sorgt die Auktion für hitzige Gemüter?

Für die Telekommunikations-Branche hat die Versteigerung immense Bedeutung. „Die Frequenzauktion ist der bislang wichtigste Meilenstein auf Deutschlands Weg in das 5G-Zeitalter“, schwärmt beispielsweise der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg.

Zugleich bekommt er aber tiefe Sorgenfalten: Die Firmen würden „in ein Auflagenkorsett gezwungen, das die Wirtschaftlichkeit der geplanten Investitionen in Frage stellt“, moniert er. Tatsächlich läuft praktisch die ganze Telekommunikationsbranche Sturm gegen die Vergaberegeln – die Netzbetreiber halten die Ausbaupflichten für überzogen. Auf der anderen Seite fordern Politiker noch schärfere Regeln, um überall schnelles Internet durchzusetzen.

Was hat der Mega-Konzern Huawei aus China damit zu tun?

Befürchtet wird, dass das Unternehmen, das den Zuschlag bekommt, den chinesischen Mega-Konzern Huawei am Ausbau des 5G-Netzes mit der entsprechenden Technik beteiligen könnte. Die Chinesen sind in der Entwicklung sehr weit und wären, so argumentieren manche, billiger als etwa Nokia oder Ericsson.

Aber: Huawei pflegt enge Verbindungen zur chinesischen Regierung und Kommunistischen Partei. China-Experten warnen davor, dass Peking über Huawei die Bundesregierung, deutsche Unternehmen und letztlich auch Bürger ausspionieren könnte. Deutschland würde sich außerdem, so befürchten viele, abhängig von einem Polizeistaat machen, der im Zweifel über eine Software zum Beispiel das deutsche Stromnetz lahmlegen könnte.

Ab wann gibt es 5G flächendeckend?

Nicht absehbar! Zuletzt forderten zwar allen voran die Länder Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz den Ausbau von 5G bis in den letzten Winkel.

Für die Versorgung ländlicher Gebiete oder Ackerland haben die nun zur Versteigerung stehenden 5G-Frequenzen in der Regel aber zu kurze Reichweiten – dafür bräuchte man viele Zehntausend neu errichtete Funkzellen.

► Jeder einzelne 5G-Mast kostet schätzungsweise mehr als 100 000 Euro, so dass sich das schnell zu Milliardensummen addiert.

► Bislang stehen in Deutschland rund 70 000 Funkmasten, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurden.

► Mit den bereits 2015 versteigerten Frequenzen (700 MHz) fällt es leichter, große Flächen zu versorgen. Allerdings steht dort nur ein geringes Spektrum zur Verfügung, so dass dort keine 5G-Spitzenwerte möglich sind.

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