„Alles 1 €“ – der Preis ist das Markenzeichen der Euroshops. Egal, ob Klobürste, Partyhut oder Sekundenkleber – hier gibt es fast alles. Und zwar alles für einen Euro. Vor 15 Jahren begann die Expansion der Billigläden. Und sie scheint noch nicht vorbei.

Deutsche lieben bekanntlich Discounter. Nicht nur für Lebensmittel, sondern auch im Non-Food-Bereich. Tedi, Mäc-Geiz und Euroshop gehören heute wie selbstverständlich zum Stadtbild. Der Erfolg der Euroshops begann vor 15 Jahren in Bottrop. Dort eröffnete am 19. Juli 2004 die erste Filiale. Das Konzept ist für Kunden wunderbar einfach: Alles kostet einen Euro.

Familienunternehmen gründete ersten Euroshop

Hinter den Euroshops steckt das inhabergeführte Familienunternehmen J.E. Schum aus der Nähe von Würzburg. Schum fing 1877 als lokaler Eisenhändler an, war bis in die 1990er-Jahre ein reiner Großhändler.

Die Idee zu „Ein Preis für alles“ kam von außen, sagt der heutige Unternehmenschef Rainer Schum. Ein Kaufhausmanager aus der Nähe von Frankfurt habe One-Dollar-Stores in den USA gesehen und wollte nun auch Produkte für 99 Pfennige. „Das lief irrsinnig gut, sodass wir die Produktpalette immer mehr ausgeweitet haben“, berichtet Schum.

Mit Einführung des Euro folgten eigene Filialen. „Wir dachten uns, wenn wir die Kompetenz in der Ware haben, sollten wir es auch mit eigenen Läden versuchen“, so Schum.

Heute gibt es 333 Euroshops. Davon 30 in Berlin, 15 in München und 14 in Hamburg. In den kommenden drei, vier Jahren sollen es 500 werden. Non-Food-Marktführer Tedi, der fast zur gleichen Zeit startete, toppt das Ziel ums Zehnfache. Die aktuell mehr als 2000 Filialen sollen auf 5000 steigen. Der niederländische Konkurrent Action breitet sich seit seinem Markteintritt in Deutschland noch rascher aus.

„Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben und nehmen dafür in Kauf, dass wir etwas langsamer sind“, sagt Schum. Mit der Anzahl der Filialen müsse die ganze Organisation wachsen. Die Expansion unterscheidet sich aber auch bewusst von Konkurrenten. Während Tedi inzwischen in acht Ländern tätig ist, konzentriert sich Euroshop aufs Inland. Hier gebe es noch genügend Potenzial.

Das erste Standbein, den Großhandel, betreibt Schum weiter. Er macht laut Unternehmensangaben die Hälfte des Umsatzes aus. Supermärkte wie Edeka und Real erhalten fertige Pappaufsteller mit Haushaltswaren und Saisonprodukten, die sie nur zwischen den Regalen platzieren müssen. Hier ist Schum auch im Ausland aktiv, in 21 Ländern.

Pro Tag 250 000 Kunden

Die eigenen Filialen ziehen nach Unternehmensangaben täglich 250 000 Kunden an. Die durchschnittlichen Tageseinnahmen einer Filiale verrät das Unternehmen nicht. Die Anzahl der verkauften Artikel auch nicht – logischerweise. Schließlich ist bei den Euroshops beides identisch.

Der konsequente Preis von einem Euro unterscheidet die Marke laut Rainer Schum von anderen. Martin Fassnacht, BWL-Professor der WHU Otto Beisheim School of Management, hält die Einfachheit der Preise ebenfalls für ein wichtiges Merkmal. „Die Leute wissen, was sie erwartet“, so Fastnacht. Wenn sich ein Unternehmen über 15 Jahre am Markt behaupten könne, scheine das Konzept aufzugehen.

Lebensmittel-Discounter ändern Konzept

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Lebensmittel-Discounter schwenken inzwischen vermehrt auf Chic um und gestalten das Ladendesign neu. In den Euroshops überwiegt weiter Ramsch-Rot. Schum sieht die Shops aber explizit nicht als Billigläden. „Unser Kennzeichen ist nicht billig“, sagt er.

„Wir richten uns an Menschen, die nicht bereit sind, für profane Dinge des täglichen Bedarfs mehr Geld auszugeben als nötig.“ Das Motto lautet seit Jahren: kein Ramsch.

Wirtschaftsprofessor Fassnacht bestätigt, solche Konzepte sprächen nicht nur Leute mit niedrigen Einkommen an. Geschäfte wie Euroshop und Tedi oder auch Primark seien nicht erfolgreich, weil sie billig sind, sondern wegen akzeptabler Qualität zu günstigen Preisen.

Das Sortiment ist auf jeden Fall bunt gemischt: Schreibwaren, Deko, Kosmetik, Küchenutensilien, Spielzeug. Saisonware wie Handventilatoren liegen neben Nähgarn, Tierleckerlis, Zigarillos, DVDs, Süßwaren und Souvenirs. Insgesamt etwa 5000 Artikel.

Circa zwei Drittel der Produkte werden in China hergestellt. Die Preise seien durch den Einkauf großer Mengen realisierbar. Das Lager befindet sich am Firmensitz im unterfränkischen Dettelbach. Hier türmen sich nach Unternehmensangaben 100 Millionen Artikel.

Euroshop im Wohnhaus von Karl Marx

2500 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen derzeit. Mit zur Führungsspitze gehört die fünfte Schum-Generation. Tochter Julia leitet das Marketing, Sohn Christian ist mit in der Geschäftsführung. Rainer Schum ist seit 1975 im Unternehmen.
Im heimatlichen Würzburg betreibt Euroshop auch einen Flagship-Store auf 530 Quadratmetern und mehreren Etagen.

Ein zweiter Shop ist quasi das erste Haus am Platz: Vom Bahnhof in die Fußgängerzone kommend werden Besucher direkt von einem Euroshop begrüßt. Eine kuriose Filiale befindet sich in Trier. Es ist ein ehemaliges Wohnhaus von Karl Marx, in dem sich heute Klobürsten und Luftballons stapeln.

Onlinehandel ist keine Konkurrenz

Das Ende der Geiz-ist-geil-Mentalität wurde oft vorausgesagt. Bisher offenbar zu Unrecht. „Wir leben in einer Discountgesellschaft“, sagt Handelsexperte Fassnacht. Auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht keine Trendwende. Im Gegenteil. Während viele Geschäfte unterm Onlinehandel leiden, geht es der Branche enorm gut.

„Die Non-Food-Discounter sind die einzige Vertriebslinie, die stationär wächst“, sagt GfK-Experte Martin Langhauser. Von 2013 auf 2018 sei der Umsatz von Unternehmen wie Euroshop und Woolworth um 34 Prozent auf 4 Milliarden Euro gestiegen. J.E. Schum weist für das Geschäftsjahr 2017/18 fast 170 Millionen Euro Umsatz aus.

„Die Geschäfte kommen sogar den Lebensmittel-Discountern mit ihrem Non-Food-Bereich in die Quere“, sagt Langhauser. Der Non-Food-Bereich im Lebensmitteldiscount sei über Jahre stark gewachsen. Aber seit etwa drei Jahren stagniere er wegen Euroshop und Co. Laut Wirtschaftsprofessor Fassnacht sind die Geschäfte auch kaum durch den Onlinehandel gefährdet. Dafür seien die Transportkosten zu hoch.

Schum eröffnet nach eigenen Angaben im Schnitt jede Woche eine Euroshop-Filiale. Und solange es noch weiße Flecken auf Deutschlands Landkarte gebe, wolle man damit auch weitermachen.

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