Eugenie Stantchev hat aber schon neue Pläne für die Zeit nach dem Büro

Man muss ihn mögen, den Ausblick auf die schweren Baumaschinen und Container, hier auf dem Firmengelände im Hamburger Süden. Eugenie Stantchev wird dieser Blick fehlen. „Von meinem Büro kann ich sehen, wie das Geschäft läuft“, sagt sie und lächelt.

Im Alter von 82 räumt die Unternehmerin ihren Schreibtisch bei Siloco. Eine große Dame des Baugewerbes geht in Ruhestand. Nach mehr als 45 Jahren, die nie einfach, aber immer spannend waren.

Schon der Start war ein Problem. 1973 wird sie Geschäftsführerin, die Firma hat da 25 Mitarbeiter. Sie hat zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren. Ganztagsbetreuung ist da noch nicht erfunden. Und ihr gehren auch nur 50 Prozent der Firma, einem Cousin die andere Hälfte. „Er hielt mich für unfähig. Viel Ahnung von der Baubranche hatte ich auch tatsächlich nicht“, gibt Stantchev heute zu.

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Aber sie hat das richtige Gespür. „Ich kannte mich im Marketing aus und dachte groß.“ In der Ölkrise will sie ihr Glück mit Geschäften in Ägypten versuchen. Ihr Cousin ist dagegen. „Er sah Kosten, keine Chancen.

Also trifft Eugenie Stantchev eine Vereinbarung: Sie zahlt die Reise aus eigener Tasche, soll im Erfolgsfall 90 Prozent vom Gewinn erhalten. „Nach Monaten zäher Verhandlungen kam der Auftrag aus Ägypten.“ Ihr erster Erfolg. Und als der Cousin von der Vereinbarung nichts mehr wissen will, drängt sie ihn nach und nach aus dem Geschäft.

„Als Frau war ich in der Männerwelt ein Paradiesvogel, das war einerseits von Vorteil, alle kannten mich“, erzählt sie. Gleichwohl kommt es vor, dass Besucher sie für die Sekretärin halten. Und mangels Akzeptanz muss sie auch mal männliche Mitarbeiter zu Terminen schicken. „Da halfen mir Beharrlichkeit und ein dickes Fell.“

Die Berufswelt wird von Männern gemacht, Frauen haben Pflichten als Ehefrau und Mutter. Sie aber lässt sich scheiden, nimmt ihre beiden Kinder und engagiert ein Kindermädchen. Diese Erfahrungen sind es, warum sie 1987 Gründungsmitglied des Zonta Clubs Hamburg-Elbufer wird. „Wir setzen uns dafür ein, die Lebenssituation von Frauen zu verbessern.“

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Beruflich hat sie zu der Zeit den besten Einfall ihrer Karriere. Stantchev: „Ich kam auf die Idee, Container zu allen möglichen Zwecken anzubieten.“ Als Büros, Wohnunterkünfte, Ausweichquartiere für Kindergärten und Schulen.

Selbst die Siloco-Zentrale besteht aus Containern. „Inzwischen erwirtschaften wir mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Vermietung und Verkauf von Containern.“ Und ihre Firma wuchs auf über 100 Mitarbeiter.

100 Jahre wird Siloco dieses Jahr. Stantchev geht, und zwar ganz, den Sitz im Firmenbeirat gibt sie an ihren Sohn David (45) weiter.

Ihre Pläne? „Ich habe eine Stiftung gegründet, die Menschen mit Behinderung ein selbstständiges Leben ermöglichen will“, sagt sie. „Und wenn ich dazu komme, schreibe ich weiter an meinen Memoiren.“

Alles begann mit Kaffee und Kakao

1919 als Siess, von Loë & Co. gegründet, setzt sich die Abkürzung Siloco als Firmenname schnell durch.

Aus dem ursprünglichen Im- und Exporthandel zwischen Deutschland, dem Baltikum und Russland mit Tee, Kaffee und Kakaobohnen wird ab 1945 ein führender Ausrüster für Bauvorhaben. Heute macht Siloco mit mehr als 100 Mitarbeitern 36 Millionen Euro Umsatz.

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