Eine Grünen-Politikerin fordert, Knecht Ruprecht die Rute wegzunehmen. Eine humorvolle Replik vom Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Vor diesem Knecht Ruprecht haben vermutlich die wenigsten Kinder Angst.

Knecht Ruprecht polarisiert, das ist in diesen Wochen mit Händen zu greifen. Die einen kritisieren seinen mittelalterlichen Erziehungsstil und insbesondere die von ihm vorgebrachte Androhung körperlicher Strafen. Die anderen dagegen sind dankbar für eine Persönlichkeit, die wie kaum ein anderer für sich in Anspruch nimmt, dem Zeitgeist zu widerstehen und sich von Umfrageergebnissen nicht beeindrucken zu lassen. Nicht wenige aus der zweiten Gruppe sind übrigens Eltern, die sich am Abend des Reformationstags durch marodierende Kinderbanden in Halloween-Kostümen terrorisiert fühlten und deshalb in der Adventszeit nach Vergeltung sinnen.

Insgesamt also eine aufgeheizte Gemengelage, in der wir uns befinden. In dieser Situation ist Fingerspitzengefühl gefordert. Wir empfehlen deshalb ein Bündel von Maßnahmen:

Um einer Verhärtung der Fronten nicht weiter Vorschub zu leisten, ist vor allem ein behutsamer Perspektivwechsel angezeigt. Diejenigen, die Vergeltung für die Schrecken von Halloween und die Intensivierung des bedrohlichen Auftretens von Knecht Ruprecht fordern, werden herzlich eingeladen, vier Wochen lang nachts Spielplätze zu säubern und instand zu halten. Diejenigen, die Knecht Ruprecht zum debil grinsenden Geschenketräger für den Nikolaus degradieren wollen, verbringen die noch verbleibenden Samstage bis Weihnachten im Smaland eines IKEA-Einrichtungshauses ihrer Wahl.

„Knecht Ruprecht muss seine Softskills erweitern“

Knecht Ruprecht selbst sollte neben seelsorglicher Begleitung (Immer unbeliebter – was macht das mit mir? Immer noch Knecht – keine Aufstiegsmöglichkeiten? Immer nur saisonale Beschäftigung – und der Rest des Jahres?) von seinem Arbeitgeber bei der deutlichen Erweiterung seiner Softskills (keine Androhung von Gewalt gegen Kinder!) und bei einem umfassenden Re-Design seines Images unterstützt werden. Der von ihm selbst in diesem Zusammenhang bereits lancierte Slogan „Umpacken im Kopf“ lässt erahnen, dass hier professionelle Beratung notwendig ist.

Wir sind sicher, dass Knecht Ruprecht am Ende dieses Entwicklungsprozesses einen wertvollen Beitrag leisten kann, um die im Dezember häufig allzu süßlich-harmonische Stimmung zu würzen und uns die Ernsthaftigkeit der irdischen Existenz jenseits von Kerzenschein und „Last Christmas“-Berieselung vor Augen zu halten.

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