Mehr als 218 Menschen sind ertrunken, als ein Schiff im Victoriasee in Tansania kenterte. Der Kapitän der Unglücksfähre wurde in Gewahrsam genommen.

Rettungskräfte stehen auf einem Boot in der Nähe des Unglücksortes auf dem Victoriasee, dem größten See Afrikas.

Nach dem verheerenden Fährunglück auf dem Victoriasee in Tansania mit mehr als 218 Toten hat Präsident John Magufuli die Festnahme der Verantwortlichen angeordnet. Als erster wurde nach einem Bericht der Zeitung „The Citizen“ der Kapitän der Unglücksfähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte.

Der Kapitän habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe. Als Hauptgrund für das Unglück nannte Magufuli die Überladung der Fähre.

Das brechend volle Schiff „MV Nyerere“ war am Donnerstag auf dem größten See Afrikas von Bugolora auf der Insel Ukerewe zur Nachbarinsel Ukara unterwegs. Die Fähre sei nur wenige Meter von der Anlegestelle entfernt gekentert, hieß es von der Behörde, die für die Fähren in Tansania zuständig ist.

Video23.09.2018, 13:09 Uhr00:37 Min.Zahl der Toten nach Fährunglück in Tansania auf 218 gestiegen

Taucher und Rettungskräfte setzten auch am Samstagabend nahe der Insel Ukara ihre Suche nach Opfern und möglichen Überlebenden des Unglücks vom Donnerstag fort, wie der Gouverneur der Region Mwanza, John Mongella, mitteilte.

„Wir beklagen momentan 218 Tote und der Einsatz dauert an“, sagte Mongella am Samstagabend im Fernsehsender TBC One. Er kündigte an, dass Experten und Geräte auf dem Weg seien, um das kieloben liegende Schiffswrack umzudrehen und dadurch die Suche zu erleichtern. Zuvor war in dem Wrack ein Überlebender gefunden worden, der sich in einen Raum mit ausreichend Luft gerettet und dort zwei Tage ausgeharrt hatte. Es handele sich um einen Ingenieur der Fähre, er ist in kritischem Zustand. Damit stieg der Zahl der Überlebenden auf 41.

Die Behörden gingen davon aus, dass sich im Rumpf noch Leichen befinden. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl war aber zunächst nicht bekannt. Rund 100 Menschen wurden am Donnerstag gerettet.

Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, beobachteten hunderte Anwohner des Unglücksortes die Bergungsarbeiten. Dutzende Holzsärge waren am Ufer aufgereiht, damit sie von Angehörigen abgeholt werden konnten.

Dem Gouverneur zufolge sollten nicht identifizierte Leichen ab Sonntagmorgen an Ort und Stelle beigesetzt werden. Die Zeremonie werde von Ministerpräsident Kassim Majaliwa geleitet. Vertreter der verschiedenen Religionsgruppen würden anwesend sein, sagte Mongella.

Bundeskanzlerin Merkel drückte ihr Beileid aus

Um der Opfer zu gedenken, ordnete Magufuli eine dreitägige Staatstrauer an. Die Regierung Tansanias bot den Familien der Opfer 500.000 Tansania-Schilling (etwa 186 Euro) als Kompensation an, wie Regierungssprecherin Jenista Mhagama dem lokalen Sender sagte.

Die Rettungsarbeiten an der Fähre, die kieloben vor dem Ufer trieb, wurden von professionellen Tauchern unterstützt. Sie waren am Vormittag aus der Hafenstadt Daressalam sowie der Nachbarregion Mara am Victoriasee eingetroffen, wie John Mongella, der Regierungsvertreter in der Region Mwanza, sagte.

Die Fähre war 2014 in Auftrag gegeben und erst vor zwei Monaten renoviert worden, wie Regierungssprecher Hassan Abbas sagte. Unter anderem seien zwei neue Motoren eingebaut worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb an Magufuli: „Ich möchte Ihnen und den Bürgerinnen und Bürgern Tansanias meine aufrichtige Anteilnahme und mein tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.“

Auch Papst Franziskus äußerte sich zutiefst traurig über die Katastrophe auf dem Victoriasee. Er drücke seine aufrichtige Solidarität mit denjenigen aus, die um ihre Liebsten trauern und um die noch vermissten Menschen bangen, teilte der Vatikan mit. UN-Generalsekretär António Guterres sprach den Angehörigen der Opfer, der Regierung und den Bürgern des Landes sein Beileid aus.

Der Victoriasee liegt in Tansania, Uganda und Kenia. Tödliche Unfälle kommen auf dem See sowie vor der Küste immer wieder vor. Oft sind Boote und Fähren überfüllt, außerdem können Unwetter zu derartigen Unglücken führen.

2012 etwa war eine Fähre auf dem Weg vom Festland Tansanias zur Tropeninsel Sansibar gesunken, dabei ertranken mindestens 100 Menschen. Im Vorjahr waren mehr als 160 Menschen bei einem Fährunglück vor der Küste von Sansibar gestorben. (dpa)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

Team Liquid gewinnt auch Blast Series Pro in Los Angeles

Los Angeles (dpa) – Unaufhaltsam hat sich Team Liquid bei der Blast Pro Series in Los Ange…