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Belgrad (dpa) – Jürgen Klopp schlich konsterniert über den Platz, während ihm der kalte serbische Herbstwind ins Gesicht wehte. Die Enttäuschung und Ratlosigkeit waren dem Liverpool-Coach nach der überraschenden 0:2 (0:2)-Niederlage bei Roter Stern Belgrad anzusehen.
«Das war natürlich ein Dämpfer», fasste er den bitteren Champions-League-Abend zusammen. «Wir müssen es zugeben: Gratulation an Roter Stern, total verdient.»
Die Tabellensituation in Gruppe C könnte damit kaum spannender sein. Liverpool auf Platz eins ist punktgleich mit dem Zweiten SCC Neapel von Ex-Bayern-Coach Carlo Ancelotti und hat nur einen Zähler Vorsprung auf den nächsten Gegner Paris Saint-Germain, der durch ein 1:1 (0:1) in Italien im Rennen bleibt. «Paris atmet noch», schrieb «Le Parisien». Doch das Team von Trainer Thomas Tuchel muss am 28. November unbedingt gegen Liverpool gewinnen, um das Vorrunden-Aus zu vermeiden – oder sich womöglich ganz aus Europa zu verabschieden.
Wenn Liverpool in Paris so auftritt wie in Belgrad, könnte es für PSG klappen. Die Zeitung «Liverpool Echo» schrieb am Mittwoch, die Reds hätten «unentschuldigt gefehlt». Der «Telegraph» nannte es einen «mechanischen und mentalen Zusammenbruch». Der Tabellendritte der Premier League war tatsächlich kaum wiederzuerkennen. Milan Pavkov (22./29. Minute) erzielte – nach Vorlage des ehemaligen deutschen Nationalspielers Marko Marin – beide Tore für die starken Serben.
Auf die Frage, was für Liverpool schiefgelaufen sei, reagierte Klopp mit Sarkasmus: «Ich habe nur zehn Finger.» Die hitzige Atmosphäre im Rajko-Mitić-Stadion wollte er als Ausrede für die Verunsicherung seiner Spieler nicht gelten lassen. «Das war eine gute Fußball-Atmosphäre», sagte der Coach. «Ich glaube nicht, dass es unmöglich gewesen wäre, eine gute Leistung zu zeigen.»
Sein Team stellte nebenbei einen unschönen Vereinsrekord auf. Erstmals verlor Liverpool in der Königsklasse drei Auswärtsspiele hintereinander. Eine solche Negativserie erlebten die Reds in Europa zuletzt 1979. «Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass das nicht noch mal passiert», mahnte Klopp, «sonst wird es schwer, denn das nächste Spiel ist wieder ein Auswärtsspiel.» Und zwar in Paris.
Das Remis in Neapel wurde in französischen Medien als Erfolg für PSG gewertet. Schließlich habe die Mannschaft laut «Le Monde» bereits am Abgrund gestanden. Die Spieler hätten ihre Mission «auf dem Drahtseil» erfüllt, schrieb die Zeitung und lobte die taktischen Entscheidungen von Trainer Tuchel.
Der PSG-Coach war dennoch unzufrieden. «Es ist ein wenig hart, das Ergebnis zu akzeptieren», sagte Tuchel, «es gab zwei Fehler des Schiedsrichters.» Der Referee hatte eine Abseitsstellung übersehen, bevor Lorenzo Insigne per Strafstoß Neapels Ausgleich besorgte, und verweigerte PSG nach einem Foul am Torschützen – Ex-Bayern-Profi Juan Bernat – einen Strafstoß. Da fehlten dem fließend französischen sprechenden Tuchel die Worte. «Wie sagt man unglücklich?», fragte er.
In der Ligue 1 holte Tuchel mit PSG zwölf Siege aus zwölf Spielen. Doch der Gewinn der Champions League ist das erklärte Ziel von Clubboss Nasser Al-Khelaïfi. Der lobte seinen Trainer ausdrücklich und erhöhte gleichzeitig den Druck. «Wir haben noch zwei weitere Spiele», sagte Al-Khelaïfi, «da müssen wir sechs Punkte holen.»

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