Nach der «Operation Aderlass» bei der Nordischen Ski-WM in Österreich nun die «Operation Viribus» im Freizeitsport: In einer länderübergreifenden Aktion gehen die Strafverfolgungsbehörden gegen den Handel mit Dopingmitteln vor. Auch in Deutschland.

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Den Haag (dpa) – Bei der größten internationalen Anti-Doping-Razzia haben die Polizeifahnder auch in Deutschland zugeschlagen. 463 Verfahren sind eingeleitet worden, Festnahmen hat es nach Angaben des Zollkriminalamtes in Köln vom Dienstag aber nicht gegeben.

Bei der sogenannten «Operation Viribus» gegen den Handel mit Anabolika und gefälschten Medikamenten waren insgesamt 234 Verdächtige festgenommen worden.

Auch wenn man erst am Anfang der Erkenntnisse stehe, dürften sich die Ermittlungen vor allem gegen Freizeitsportler richten. «Die Wahrscheinlichkeit ist groß», sagte die Sprecherin des Kölner Zollkriminalamtes, Ruth Haliti, der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Razzia in Europa, den USA und Kolumbien waren europäische Sicherheitsbehörden in 33 Ländern gegen den Handel mit Anabolika und gefälschten Medikamenten vorgegangen. An dem Einsatz unter Federführung der italienischen und griechischen Polizei war auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) beteiligt. An dem bislang «größten Einsatz dieser Art» hätten auch deutsche Ermittler mitgewirkt, teilte die europäische Polizeibehörde Europol mit.

Der deutsche WADA-Chefermittler Günter Younger zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen und der Einbeziehung der Agentur. Diese Art von Zusammenarbeit bringe echte Resultate und könne einen bedeutenden Einfluss auf die Verfügbarkeit verbotener Substanzen haben. «Wir stehen bereit, um diese Art von Rolle in einer jeglichen, andauernden Operation fortzusetzen. Dies ist ein gemeinsamer Kampf gegen Sportbetrug auf dem Kontinent», sagte Younger einer Mitteilung der WADA zufolge.

Nach Europol-Angaben wurden rund 3,8 Millionen Dopingmittel und gefälschte Medikamente sichergestellt, neun Dopinglabore ausgehoben sowie tonnenweise Dopingpräparate beschlagnahmt. 17 organisierte Banden seien enttarnt und 839 Verfahren eingeleitet worden. Demnach wurden allein 24 Tonnen Steroidpulver sichergestellt. Die Substanzen würden sowohl online als auch in Fitnesscentern oder illegalen Läden verkauft.

Das Internationale Olympische Komitee begrüßte die Aktion und betonte in einer Stellungnahme: «Es ist entscheidend, die Händler und Produzenten ins Visier zu nehmen, die Doping im Sport ermöglichen und diese kriminelle Industrie vorantreiben.» Für die Nationale Anti-Doping-Agentur ist die länderübergreifende Razzia ein beispielgebender Erfolg. «Die bisherigen Ermittlungsergebnisse von Europol zeigen, wie wichtig es ist, über Landesgrenzen hinweg zu ermitteln, um Doping-Netzwerke aufzudecken», hieß es in einer NADA-Mitteilung.

«In den vergangenen 20 Jahren hat der weltweite Handel mit Anabolika dramatisch zugenommen», so Europol. Konsumenten seien vor allem «Fitnesscenter-Süchtige» sowie Bodybuilder. «Nicht-professionelle Athleten, Radsportler und Bodybuilder» würden Päckchen mit Steroiden in Asien oder Osteuropa besorgen und diese an Fitnesscenter liefern. Für Werbung und Verkauf würden zunehmend soziale Medien genutzt.

Betroffen seien aber auch Tiere: So würden Hormone genutzt, um Tierzucht zu intensivieren, Bauernhoftiere zu füttern oder etwa bei Pferderennen die Leistung zu steigern. Die Substanzen seien aber gefährlich für Menschen wie für Tiere, warnte Europol.

Derzeit laufen auch Doping-Ermittlungen im Spitzensport. Ende Februar hatte das österreichische Bundeskriminalamt im Zuge der sogenannten «Operation Aderlass» bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld mehrere Personen festgenommen. In Deutschland steht ein Erfurter Sportarzt als mutmaßlicher Drahtzieher eines vermuteten Netzwerkes im Mittelpunkt der Ermittlungen. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen mindestens 21 Sportler aus acht Ländern und fünf Winter- und Sommersportarten verbotenes Eigenblut-Doping betrieben haben.

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