Mit soviel Aufregung hat niemand in Paderborn und Leipzig gerechnet. Doch die geplante Zusammenarbeit beider Clubs löst eine Debatte aus. Der Aufsteiger aus Ostwestfalen versucht, seinen Anhang zu besänftigen.

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Paderborn (dpa) – Die Konkurrenz warnt vor Wettbewerbungsverzerrung, der Anhang droht mit Boykott – die angestrebte Kooperation der beiden Fußball-Bundesligisten RB Leipzig und SC Paderborn sorgt weiter für Diskussionen.

«Wir sprechen hier immerhin von zwei Clubs aus derselben Liga. Da bin ich schon sehr überrascht, das sollte man genau prüfen», kommentierte Alex Wehrle im Fachmagazin «Kicker». Der Geschäftsführer des 1. FC Köln warnte: «Was ist, wenn am letzten Spieltag einer von zwei Clubs sein Ziel erreicht hat, und der andere braucht noch einen Punkt und beide spielen gegeneinander. Hier werden ohne Not Angriffsflächen geschaffen.»

Nicht nur SCP-Präsident Elmar Volkmann zeigte sich von den vielen «heftigen Reaktionen überrascht». Auch Fußball-Lehrer Steffen Baumgart versuchte, die Wogen zu glätten. «Wir werden keine Zweigstelle, kein Ableger oder Filiale von RB Leipzig. Wir bleiben eigenständig und behalten unsere Identität», sagte Baumgart dem «Westfalen-Blatt.» Er verwies auf bereits gängige Praktiken: «Wir leihen uns Spieler, um unsere Ziele zu erreichen. Das haben wir in der Vergangenheit auch mit anderen Vereinen gemacht, alles andere wäre auch fahrlässig.»

Volkmann glaubt nicht, dass es irgendwelche Probleme vonseiten der Deutschen Fußball Liga (DFL) geben könnte. «Dem sehe ich aber völlig gelassen entgegen, denn was da an Informationsaustausch drinnen steht, hat nichts mit Dingen wie Fairplay-Gefährdung zu tun», sagte der SCP-Boss dem Pay-TV-Sender Sky.

Die beiden Bundesliga-Clubs hatten am Dienstag im Zuge des Wechsel des Paderborners Managers Markus Krösche nach Leipzig ihre künftige Zusammenarbeit im sportlichen Bereich bekanntgegeben. Darauf drohten Fans des Aufsteigers mit Boykott der Spiele. «Wir wollen kein weiterer Teil in diesem kranken Spielerkarussell der RB-Clubs, noch ein Marketinginstrument für ein Brauseprodukt sein», heißt es in der von sechs Fan-Gruppierungen unterzeichneten Stellungnahme.

Diese Ankündigung der Fans hält Baumgart für übertrieben: «Wir leben in einem freien Land, da darf jeder seine Meinung haben. Ich mag es deshalb gar nicht, wenn gleich gedroht wird. Das ärgert mich dann maßlos. Bei allem Verständnis für den Unmut.» Ähnlich sieht es Volkmann: «Mir tut auch jeder Fan leid, der nicht ins Stadion kommt. Aber wenn er sich dazu entschließt, dann können wir es auch nicht ändern. Es ist eben auch nur ein Teil unserer Fangemeinde, ein relativ kleiner Teil unserer Fangemeinde. Wir machen uns keine zu großen wirtschaftliche Gedanken.»

Die große Aufregung veranlasste die Paderborner Clubführung am Mittwochabend, den Deal mit den Leipzigern auf der Vereinshomepage näher zu erläutern. Das soll zur Versachlichung der Diskussion beitragen. «Inhaltlich zielt die Kooperation auf einen gegenseitigen Austausch über sportliche Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Ausbildung von Spielern und der Fortbildung von Trainern ab. Dadurch soll es zu einem Know-How-Transfer in beide Richtungen kommen, der letztlich beiden Clubs hilft», hieß es in der Erklärung.

Die Möglichkeit von Spielerleihen sei besprochen worden, stehe aber «sicherlich nicht im Vordergrund». Ob es tatsächlich dazu kommen wird, sei «aktuell auch noch nicht abzusehen». «Unabhängig davon stehen wir natürlich in sportlicher Konkurrenz im Ligaspielbetrieb», teilte der SCP mit.

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