Einen Tag nach dem Erstrunden-Aus für Alexander Zverev hat es Angelique Kerber in Wimbledon besser gemacht. Tatjana Maria nervte die Titelverteidigerin zwar mit ihrem Spielstil. Doch am Ende war der erste Schritt für die Favoritin geschafft.
London (dpa) – Angelique Kerber hat die emotionale Rückkehr auf den Centre Court von Wimbledon gemeistert und nach dem bislang kollektiven Erstrunden-Scheitern eine weitere Enttäuschung vermieden.
Mit einem 6:4, 6:3 im deutschen Duell mit Tatjana Maria startete die 31-Jährige in ihr ambitioniertes Vorhaben, den Titel beim prestigeträchtigen Rasenturnier zu verteidigen. Einen Tag nach dem überraschenden Aus von Alexander Zverev und dem kollektiven Scheitern zog die Kielerin nach einem Auf und Ab als erste deutsche Teilnehmerin in die zweite Runde ein. Im Kampf um den Drittrunden-Einzug dürfte die Weltranglisten-95. Lauren Davis aus den USA am Donnerstag eine machbare Aufgabe sein.
Als Kerber am zweiten Turniertag den größten Wimbledon-Court betrat, kämpfte ihre Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic auf Nebenplatz 16 gerade gegen das frühe Aus. Doch auch die 31-jährige Darmstädterin verpasste es mit einem 6:2, 2:6, 5:7 gegen die Rumänin Monica Niculescu die bittere deutsche Bilanz aufzupolieren. Am Montag hatten alle sieben deutschen Starter ihre Erstrundenpartien verloren.
«Den Centre Court wieder zu betreten, war sehr besonders. Es sind viele Emotionen zurückgekommen. Es war eine knifflige Gegnerin. Es ist großartig zurück zu sein», sagte Kerber, nachdem sie Maria am Netz umarmt hatte. «Ich muss von Null wieder anfangen. Ich will so weiter machen, wie ich die letzten Wochen und im letzten Jahr hier gespielt.» Mit einem Lächeln verließ Kerber die berühmte Bühne, auf der Tribüne klatschten sich Mutter Beata und Trainer Rainer Schüttler ab.
Ein Jahr nachdem sie sich zur ersten deutschen Wimbledon-Siegerin seit Steffi Graf gekürt hatte, hatte Kerber gegen Maria eine unangenehme Aufgabe lösen müssen. Gegen die unkonventionell auftretende Schwäbin, die auf Rasen als gefährliche Gegnerin gilt, war Geduld gefragt. Die Außenseiterin spielte sowohl mit der Vor- als auch mit der Rückhand fast ausschließlich unterschnittene Slicebälle.
Knapp vermied Kerber einen 4:5-Rückstand. Mit einem Lob aus der Defensive sicherte sich die Titelkandidatin den ersten Durchgang und pustete beim Seitenwechsel auf ihrem Stuhl erleichtert durch.
Die Weltranglisten-Fünfte hatte zuvor einen gelösten Eindruck hinterlassen, betont, wie wohl sie sich auf Rasen fühle und wie froh sie sei, die missratene Sandplatz-Saison mit einem grippalen Infekt, einer Knöchelverletzung und dem Erstrunden-Aus bei den French Open hinter sich gelassen zu haben. «Mein Körper ist fit. Ich kann ohne Schmerzen spielen und genieße das Tennis wieder», hatte sie gesagt.
Bei ihrer Rückkehr nach Wimbledon sei gar nicht so viel anders gewesen als im letzten Jahr, einmal abgesehen davon, dass Bilder von ihr als Vorjahressiegerin auf der traditionsreichen Anlage hängen, hatte Kerber geschildert. Anders als beim ihrem Coup am 14. Juli 2018 fieberte aber nicht mehr der Belgier Wim Fissette, sondern der frühere Tennisprofi Schüttler als Trainer auf der Tribüne mit.
Der 43 Jährige sah, wie sich die Eastbourne-Finalistin auch im zweiten Satz einen Vorsprung wieder her gab. Die Bad Saulgauerin stellte Kerber mit Netzangriffen vor Probleme, doch am Ende war der erste von sieben Siegen zum erhofften Titelgewinn geschafft. Vor zehn Jahren hatte Maria das erste Duell der beiden auf Sand glatt gewonnen.
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