Nach dem Eklat von Kanada kehrt Sebastian Vettel zurück auf die Formel-1-Rennstrecke. In Frankreich muss Ferrari die nächste Enttäuschung fürchten.

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Le Castellet (dpa) – Sebastian Vettel sucht den Weg aus der Frustfalle. Die Wut über die höchst umstrittene Aberkennung seines Kanada-Sieges ist kaum verglüht, da droht dem Ferrari-Piloten beim Formel-1-Ausflug nach Südfrankreich der nächste Tiefschlag.

Auch vor dem achten Saisonlauf hat die kriselnde Scuderia die technischen Defizite am Auto nicht überwunden. «Was wir mitbringen werden, wird nicht die Lösung für unsere Probleme sein», räumte Teamchef Mattia Binotto vor dem Grand Prix in Le Castellet ein.

Auch deshalb kämpft Ferrari weiter verbissen um eine Revision der Zeitstrafe von Montréal, die Vettel den ersten Saisonsieg kostete. Schließlich ist angesichts der Unterlegenheit des SF90 gegen den Mercedes und der Stärke von Lewis Hamilton ziemlich ungewiss, wann sich die nächste Chance auf einen Grand-Prix-Sieg bietet. Es erscheint jedoch eher unwahrscheinlich, dass Ferrari tatsächlich einschlägige neue Beweise vorbringen kann und die Rennkommissare noch ihr Urteil ändern.

Die Folgen seines Fahrfehlers in Kanada, als der führende Vettel übers Gras rumpelte und dann Verfolger Hamilton nah an eine Mauer drängte, werden auch auf dem Circuit Paul Ricard nachwirken. Das enge Regelwerk, die häufigen Eingriffe der Stewards, oft animiert von kleinlichen Beschwerden von Fahrern und Teams – dieser Aspekt der modernen Formel 1 steht seit Vettels Zornesausbruch von Montréal in der Diskussion. «Wie wir diese Dinge heutzutage angehen, ist einfach falsch, aber so sind diese Zeiten einfach», grummelte der Hesse.

Seiner Laune kaum förderlich wird die Erinnerung an das Vorjahr sein, als die Rennserie nach 28 Jahren erstmals wieder in Le Castellet fuhr. Kurz nach dem Start krachte Vettel ins Heck des Silberpfeils des Finnen Valtteri Bottas, erhielt auch damals eine Fünf-Sekunden-Strafe und verlor die WM-Führung an Hamilton. Der britische Titelverteidiger liegt auch diesmal wieder vorn im Klassement und hat schon 62 Punkte Vorsprung auf Vettel.

Alle sieben Rennen des Jahres hat Mercedes bisher gewonnen. Wenig deutet darauf hin, dass sich das am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) in Le Castellet ändern könnte. Zumindest sagt Ferrari-Teamchef Binotto: «Wir wissen, dass diese Art von Strecken für unser Paket nicht besonders vorteilhaft sind. Aber es ist nichts unmöglich.» Nur kleinere technische Updates bringt die Scuderia mit ins Wochenende. Wann die massiven Probleme des Autos in den Kurven und beim Umgang mit den Reifen gelöst sein werden, ist völlig offen.

Vettels fünftes Ferrari-Jahr, das endlich in seinem ersten WM-Triumph in Rot münden sollte, scheint schon jetzt wieder verloren. So muss sich der 31-Jährige bereits nach Gedanken an einen Rücktritt fragen lassen. Doch Vettels kochende Wut von Kanada zeigte auch, dass Kampfgeist und Ehrgeiz noch immer groß sind. «Ich denke, dass unser Auto das Tempo haben kann, damit es hier ziemlich gut für uns läuft», versicherte der viermalige Champion vor der Frankreich-Rundfahrt. Noch ist Sebastian Vettel mit der Formel 1 längst nicht fertig.

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