Nun haben sie auch die brasilianische Beach-Legende Alison aus dem Turnier geworfen. Die Aufsteiger Thole/Wickler könnten für Deutschlands Männer nun sogar die ersten WM-Medaillen seit sechs Jahren holen. Doch erst wartet Tholes Kindheits-Vorbild.

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Hamburg (dpa) – Julius Thole und Clemens Wickler schreiben an einem neuen Beachvolleyball-Märchen.

Das einzige in Hamburg noch im Wettbewerb gebliebene deutsche Nationalteam warf bei der Heim-WM im Achtelfinale das brasilianische Top-Duo Alison/Alvaro Filho aus dem Rennen und kann am Wochenende nun sogar auf eine WM-Medaille hoffen. «Träume können wahr werden», sagte Abwehrspezialist Wickler, der mit einem Shot über den Block den letzten Punkt setzte.

Die Aufsteiger Thole/Wickler demonstrierten am Freitag vor 12.000 Fans im voll besetzten Stadion am Hamburger Rothenbaum – so viele Zuschauer gab es in Europa bei einer Beachvolleyball-WM nie zuvor – gegen den Olympiasieger und zweifachen Weltmeister Alison und dessen Partner erneut eine bärenstarke Leistung und siegten mit 2:0 (21:14, 21:15). «Wir waren noch nie so spritzig, so locker und so gut eingestellt», erklärte Blockspieler Thole.

Wie in der Runde zuvor, als der 22-jährige Hamburger Thole und der zwei Jahre ältere, gebürtige Starnberger Wickler die 2013-er Weltmeister Alexander Brouwer und Robert Meeuwsen aus den Niederlanden geschockt hatten, zeigte sich das deutsche Duo auch gegen die brasilianischen Routiniers von den großen Namen und Erfolgen unbeeindruckt. Der 33 Jahre alte Alison hat in seiner Karriere im Sand bereits 1,18 Millionen Dollar Prämien eingespielt. Bei Thole/Wickler sind es zusammen lediglich 142.000 Euro.

Die derzeitige Nummer zwölf in der Welt trifft am Samstag nun im Viertelfinale auf die erfahrenen US-Amerikaner Nick Lucena und Phil Dalhausser, der 2007 schon einmal Weltmeister war. «Er ist mein Kindheits-Vorbild», verriet Thole. «Dalhausser ist seit über 15 Jahren auf Topniveau und noch immer gut drauf», ergänzte Thole.

Die letzte von bisher vier WM-Medaillen der deutschen Beach-Männer hatten Jonathan Erdmann und Kay Matysik mit Bronze 2013 im polnischen Stare Jablonki geholt. Den bisher einzigen Titel für den DVV bei den Herren gewannen die späteren Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann 2009 im norwegischen Stavanger.

Im Vorjahr hatten sich Thole/Wickler in ihrer ersten gemeinsamen Saison überraschend in Richtung Weltspitze geschoben. Spätestens mit dem vierten Platz bei den World Tour Finals 2018 ebenfalls in Hamburg wurde das Duo für den Deutschen Volleyball-Verband «das beste Pferd im Stall», wie es DVV-Beach-Sportdirektor Niclas Hildebrand ausdrückte. «Wir sind nicht mehr das Under-Cover-Team», bemerkte Wickler: «Aber für uns sind das alles schon kleine Finals.»

Bei den vergangenen beiden WM-Turnieren in Den Haag und Wien konnten sich jeweils Männer-Gastgeberteams bis ins Endspiel vorschieben. Dies könnte nun auch Thole/Wickler mit Hilfe der euphorisierten Fans gelingen, nachdem sie als WM-Neulinge die anfängliche Nervosität abgelegt haben. «Mit dem Publikum im Rücken können wir auch sie schlagen», sagte Wickler über das US-Team im Viertelfinale.

«Die beiden werden sich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren», sagte Sportdirektor Hildebrand schon jetzt zu den deutschen Meistern. Für das Turnier in Hamburg wäre es die Krönung, wenn Thole/Wickler am Sonntag um die Medaillen spielen würden. «Es sind alle begeistert, die es jahrelang vorbereitet haben. Der Volleyball, wie er sich hier präsentiert, ist wahnsinnig attraktiv», sagte DVV-Präsident René Hecht zur stimmungsvollen Heim-WM.

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