Denise Hermann hat ihre zweite Karriere als Biathletin mit Gold in der Verfolgung gekrönt. Laura Dahlmeier erkämpfte sich ihre zweite WM-Medaille, während die Männer noch auf Edelmetall warten müssen.

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Östersund (dpa) – Die neue Weltmeisterin Denise Herrmann hatte noch genügend Kraft für ausgelassenen Jubel, Laura Dahlmeier war nach dem nächsten Bronze-Coup «ganz schön kaputt».

Gleich zwei Medaillen sicherten sich die deutschen Vorzeige-Biathletinnen in der WM-Verfolgung von Östersund und fielen sich anschließend glücklich in die Arme. Während die ehemalige Langläuferin Herrmann sensationell zum ersten mal Gold holte und ihre zweite Laufbahn krönte, setzte Dahlmeier ihren starken Lauf mit der 13. WM-Medaille in Serie fort.

«Es ist unglaublich, das war ein perfekter Tag für mich. Ich bin so stolz auf das, was heute passiert ist. Ich bin so froh, dass mir so etwas Großes gelungen ist», sagte Herrmann. «Dass sogar zwei Deutsche auf dem Podest sind, ist einfach nur verrückt.» Auch von zwei Schießfehlern ließ sich die Sächsin nicht aus der Ruhe bringen und lief mit über einer halben Minute Vorsprung ins Ziel. Dabei hielt sich die 30-Jährige, die zum Auftakt schon Silber mit der deutschen Mixed-Staffel holte, zunächst fassungslos die Hände vors Gesicht.

«Dass es so ausgeht, hätten wir uns nicht erträumen lassen. Denise und Laura haben die Fehler der anderen ausgenutzt», sagte Bundestrainer Kristian Mehringer: «Die Arbeit die ganze Saison über hat sich gelohnt. Dass wir jetzt hier die Medaillen bekommen, zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben.» Nach Silber im Mixed und Bronze für Dahlmeier im Sprint waren es in Mittelschweden bereits die Medaillen Nummer drei und vier für den Deutschen Skiverband.

Die Männer warten hingegen weiter auf das erste Edelmetall. Erik Lesser hatte am Samstag Platz acht im Sprint belegt und war auch in der Verfolgung als Elfter bester DSV-Athlet. Der Thüringer landete mit drei Schießfehlern knapp vor Benedikt Doll (12./4 Fehler) und Arnd Peiffer (13./4). Gold sicherte sich überraschend der Ukrainer Dmytro Pidruschni. Der Norweger Johannes Thingnes Bö verpasste sein drittes Gold durch drei Patzer im letzten Schießen und musste sich nach insgesamt fünf Strafrunden mit Silber begnügen. Bronze ging an Quentin Fillon Maillet aus Frankreich.

Für Herrmann, die 2014 mit der Langlauf-Staffel noch Olympia-Bronze gewann, war es der vierte Karrieresieg bei den Skijägern. Dahlmeier kämpfte bis zum Schluss um den ersten deutschen WM-Doppelerfolg seit 2009, aber am Ende musste sie sich denkbar knapp der Norwegerin Tiril Eckhoff geschlagen geben. «Ich bin sehr happy, dass es mit der zweiten Medaille geklappt hat», sagte Dahlmeier nach einem Schießfehler: «Zwischendurch habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass es noch zu einer Medaille reicht. Es war doch sehr zäh.»

Die siebenmalige Weltmeisterin leidet noch immer unter Husten und den Folgen einer Erkältung. «Wenn es gesundheitlich doch nicht so läuft, muss man sich immer wieder überwinden und ein bisschen mehr plagen als normal», sagte Dahlmeier. Einen Start im Einzel am Dienstag ließ sie auch deswegen zunächst offen. «Wir werden am Montag über die Einsatzkonzeption sprechen», sagte sie.

Noch jede Menge Kraft und Energie hat Herrmann, die erst im Frühjahr 2016 zum Biathlon gewechselt war. Im Dezember 2017 hatte sie beim Auftakt in Schweden ihre ersten beiden Weltcupsiege gefeiert – nun lieferte sie an gleicher Stelle ihr Meisterstück. «Natürlich hat der Wechsel damals Mut gekostet, aber es hat sich gelohnt. Es war natürlich mein Traum, irgendwann Weltmeisterin zu werden.»

In dieser Saison sah es lange nicht so aus, als könnte dieser zeitnah Realität werden. Mehr als ein Jahr lang schaffte sie es kein einziges Mal mehr auf das Weltcup-Podium. Erst am 16. Februar war es mit dem Verfolgungssieg bei der WM-Generalprobe von Soldier Hollow/USA wieder soweit. Insgesamt überwogen aber mehr die Enttäuschungen. Bis zur WM hatte sie es in dieser Saison nur dreimal in die Top Ten geschafft. Zu oft patzte Herrmann am Schießstand und vergab so Podestplätze. Ihre Trefferquote im Vergleich zur Vorsaison sank von 80 auf 76 Prozent, vor allem im Liegendschießen verschlechterte sie sich.

Im WM-Jagdrennen schien das alles vergessen und sie kämpfte sich von Platz sechs nach vorne. Bei immer wieder auffrischendem Wind behielten sie und Dahlmeier in den beiden Liegend-Einlagen die Nerven – nach Rennhalbzeit führte Herrmann vor der Schwedin Mona Brorsson (+ 0,5 Sekunden) und Dahlmeier (+ 8,3).

Danach erhöhte Herrmann in der Loipe weiter das Tempo, die anderen konnten ihr nicht mehr folgen. Auch Dahlmeier nicht, da sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist. Doch Herrmann schoss im ersten Stehendschießen zwei Fehler, Dahlmeier einen und so führte Brorsson mit mehr als 30 Sekunden. Im finalen Schießen schoss Brorsson dann aber viermal daneben, Herrmann und Dahlmeier blieben dagegen genau wie Eckhoff fehlerfrei.

Herrmann brauchte etwas Zeit, um das Geschaffte zu realisieren. Erst nach der Pressekonferenz kam sie dazu, sich die Glückwunsch-Nachrichten durchzulesen. «Ich hab‘ noch gar nicht aufs Handy gucken können. Ich muss jetzt erstmal die Mutti anrufen», sagte Herrmann.

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