Kapitän Neuer erhält nach der Kritik seines Beraters an der Transferpolitik des FC Bayern einen Anruf des Chefs. Rummenigge kündigt weitere Einkäufe an, wartet auf ein Signal von Sané und stichelt Richtung Dortmund. Der Rekordeinkauf verkauft sich gut.

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München (dpa) – Rekordeinkauf Lucas Hernández hatte sich bestens vorbereitet und sammelte bei seiner Vorstellung im Beisein seiner Ehefrau Amelia und des kleinen Sohnes Martin sofort Pluspunkte beim für ihn so «großen» FC Bayern München.

«Servus. Ich bin Lucas. Ich bin glücklich, hier zu sein. Ich freue mich auf eine gute Saison mit dem FC Bayern. Also: Pack ma’s!», sagte der 23 Jahre alte Franzose auf Deutsch im Pressesaal der Münchner Allianz Arena.

Seitlich über Hernández prangte ein Bild, auf dem der Neuzugang von Atletico Madrid, der beim deutschen Rekordmeister «ein Leader» werden möchte, den goldenen WM-Pokal küsst. Titel und Trophäen – das sind die Ziele, die der Spieler mit dem großen Kämpferherzen auch in den vorerst fünf Vertragsjahren in München gewinnen möchte, allen voran «die wundervolle Champions League».

Es liege jetzt an ihm zu zeigen, «dass die 80 Millionen Euro in mich gut investiert sind». Wann er erste Beweise liefern kann, ist noch offen: Zum Trainingsstart des Rekordmeisters mit einer Kleingruppe von acht Profis konnte der neue Bayern-Star nach einer Operation am rechten Knie noch nicht gegen den Ball treten. Hernández wartet ungeduldig auf «grünes Licht» der Ärzte. Zum Bundesligastart Mitte August gegen Hertha BSC möchte er unbedingt dabei sein.

Wer Hernández beobachtete und ihn reden hörte, erlebte einen Spieler, der sich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit seines neuen Arbeitgebers augenscheinlich nicht sorgt. Die bisher überschaubaren Transferaktivitäten bestimmten aber den Großteil der Pressekonferenz, bei der Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge vor allem eines tun musste – beschwichtigen. «Wir sind noch nicht am Ende», versicherte der Vorstandsvorsitzende. Man sei «grundsätzlich bereit», nach Hernández und dessen Landsmann und Weltmeisterkollegen Benjamin Pavard (35 Mio Euro) vom VfB Stuttgart weitere «Topspieler» zu holen. «Wir arbeiten mit Hochdampf an dem Transfermarkt», erklärte Rummenigge.

Auch bei Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City sei man am Ball. «Wir sind bereit!» Die Bayern-Führung erwartet nach dem Urlaub des Außenangreifers zeitnah ein Signal über dessen Zukunftsplanung. «Wir müssen abwarten, ob sich in der Richtung etwas bewegt.»

Rummenigge verwies mehrfach auf die erst Anfang September endende Transferfrist. Man habe schon häufiger große Transfers erst spät im Sommer realisiert, etwa bei den Verpflichtungen der Topspieler Mark van Bommel, Arjen Robben, Javi Martínez oder auch Xabi Alonso.

Im globalen Markt müssen die Münchner jedoch abwarten, was die noch finanzkräftigeren und größeren Vereine tun. «Es muss ein Dominostein fallen. Auf den wartet man in Fußball-Europa. Wenn es den gibt, dann werden viele Transfers folgen», sagte Rummenigge. Beim «Domino-Effekt» könnte dann auch der FC Bayern zum Zuge kommen, aber zu neuen, lange utopischen Preisen. «Wir sprechen bei dreistelligen Millionenbeträgen fast schon von Normalität», bemerkte Rummenigge. Den Bayern-Fans versprach er: «Wir werden eine Mannschaft haben, die in allen drei Wettbewerben sehr wettbewerbsfähig antreten wird.»

Ein Telefonat hatte Rummenigge am Morgen mit Kapitän Manuel Neuer geführt. Dessen Berater Thomas Kroth hatte die Konkurrenzfähigkeit des aktuellen Bayern-Kaders auf internationaler Ebene infrage gestellt. «Thomas Kroth ist nicht das Sprachrohr von Manuel Neuer in dieser Angelegenheit gewesen, sondern es handelt sich hier um eine rein private Meinung von Thomas Kroth», sagte Rummenigge. Persönlich habe er diese «etwas eigenartig» gefunden.

Die Bayern-Bosse halten nach einer internen Situationsanalyse vor allem eine quantitative Anpassung des Kaders für notwendig – plus eine Qualitätssteigerung gerade auf der offensiven Außenbahn. In der Abwehr sieht Rummenigge den Rekordmeister dagegen bestens besetzt mit Pavard, Niklas Süle und Hernández in einer Dreierkette sowie mit Joshua Kimmich und David Alaba davor als offensive Außenverteidiger.

«Wir sind da auch international top aufgestellt.» Rummenigge garnierte seine Einschätzung mit einer Stichelei in Richtung des Bundesliga-Rivalen Borussia Dortmund, der Mats Hummels zurückgeholt hatte. «Ich habe gelesen, der beste deutsche Innenverteidiger würde nicht mehr beim FC Bayern spielen. Ich bin der Meinung, der beste deutsche Innenverteidiger spielt bei Bayern München und im übrigen auch in der Nationalmannschaft dort.» Gemeint war damit natürlich Niklas Süle.

Bei Rummenigges Aufzählung der Abwehrkräfte kam Jérôme Boateng gar nicht mehr vor, obwohl der 30-Jährige zum Trainingsstart in München seinen Dienst wieder aufnahm. «Der Trainer plant primär mit Niklas, Lucas und Benjamin», bemerkte Rummenigge. Darum ging Hummels, darum ist auch Boateng ein Wechselkandidat. Dass der Weltmeister von 2014 den Verein vorzeitig verlasse, sei aber «nicht klar», so Rummenigge. Fest stehe nur: «Es wird uns kein Stammspieler mehr verlassen.»

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