Erst Augsburg, dann Liverpool: Für den FC Bayern hängen beide Partien ganz eng zusammen. Es geht um eine «breite Brust». Im Fokus steht der Münchner Kapitän. Der FCA-Coach sieht eine «Zwickmühle».

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Augsburg (dpa) – Die Agenda des FC Bayern für die kurze Dienstreise in die 80 Kilometer entfernte Augsburger Fußballarena ist rappelvoll.

Es geht für die Münchner am Freitagabend (20.30 Uhr/Eurosport Player) zum Auftakt des 22. Bundesliga-Spieltages an erster Stelle darum, im Titelkampf den Druck auf den plötzlich heftig ins Wanken geratenen Spitzenreiter Borussia Dortmund weiter zu erhöhen.

Auf eine BVB-Krise haben sie in München lange gewartet. «Schadenfreude» nach der Dortmunder 0:3-Packung in der Champions League gegen Tottenham Hotspur aber wies Präsident Uli Hoeneß am Donnerstag bei einem Termin zum Hallenneubau für seine Basketballer weit von sich. Er vermied einen Seitenhieb: «Wir haben es als sehr angenehm empfunden, dass Borussia Dortmund in den letzten Wochen und Monaten, als wir nicht so gut waren, nicht über uns geredet hat. Wenn wir klug sind, werden wir das jetzt auch so halten», sagte der Präsident, der sonst gerne als Abteilung Attacke fungiert.

Beim angepeilten Comeback von Manuel Neuer im Tor wollen die Münchner in Augsburg auch richtig Schwung holen für die eigene Königsklassen-Kraftprobe mit dem FC Liverpool. «Wenn wir in Augsburg gewinnen, können wir mit breiter Brust ins Spiel gegen Liverpool gehen», sagte Nationalspieler Serge Gnabry. Das Achtelfinal-Hinspiel elektrisiert die Bayern-Stars. «Wir haben im Moment einen guten Lauf. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und dürfen nicht überheblich werden und die Aufgaben der Reihe nach angehen», empfahl Hoeneß.

Auch Trainer Niko Kovac weiß um die Bedeutung der Generalprobe für den Auftritt am kommenden Dienstag an der legendären Anfield Road. «Das Spiel in Augsburg ist sehr wichtig für die Atmosphäre auch in Liverpool. Es gibt uns die Richtung vor», erklärte Kovac. Seine Wunschliste für den letzten Testlauf ist lang: Erstens ein Sieg, zweitens zu Null spielen, drittens Selbstvertrauen tanken.

«Jeder Einzelne weiß, dass wir wenigstens für kurze Zeit bis auf zwei Punkte an Dortmund rankommen können: Und das ist unser Ziel», sagte Kovac. Der seit vier Pflichtspielen sieglose BVB gastiert erst am Montagabend beim Tabellenletzten 1. FC Nürnberg.

Dass Kovac ausgerechnet jetzt die Abwehrstärke als Titelmerkmal hervorhebt («Meisterschaften werden hinten entschieden»), gehört auch zum Kalkül für Liverpool: Ohne eine überragende Defensivleistung wird gegen Jürgen Klopps Turbo-Angreifer kein Weiterkommen möglich sein.

«Wir sind bei Fehlern nicht kompakt und lassen uns auskontern», mahnte Nationalspieler Joshua Kimmich. In keiner der fünf Partien 2019 stand beim deutschen Rekordmeister 2019 hinten die Null!

Ein besonderer Blick richtet sich darum auf Kapitän Neuer. Drei Spiele pausierte der 32-Jährige wegen einer geheimnisumwobenen Daumenblessur. Nun absolvierte er wieder Torwarttraining. Und am Donnerstag erteilten die Vereinsärzte Neuer das «Go» für einen Einsatz in Augsburg, wie der Torwart berichtete: «Ich bin bereit.» Riskant bleibt Neuers Liverpool-Plan trotzdem. Weltklassespieler müssten «ein bisschen mehr Schmerzen ertragen», bemerkte Kovac vielsagend. «Der Athlet hat immer wieder das letzte Wort.»

Ans Hinspiel haben die Bayern miese Erinnerungen. Durchrotiert leisteten sich die Münchner Ende September beim 1:1 den ersten Patzer der Saison, es folgte eine Krise, die Kovac so eben überstand. «Wir haben keinen Grund, jemanden zu schonen», kündigte der Coach für das Wiedersehen mit dem FCA an, der mitten im Abstiegskampf steckt.

Trainer Manuel Baum fehlen zahlreiche gesperrte oder verletzte Leistungsträger (Baier, Finnbogason, Gouweleeuw, dazu wohl auch Koo, Moravek, Hahn). Trotzdem werde man «eine schlagkräftige Mannschaft» auf den Platz bringen, versicherte Baum. Felix Götze könnte einspringen, der Ex-Münchner, der beim Hinspiel das späte Ausgleichstor erzielte und seine ehemaligen Kollegen schockte.

In München ärgerten die Augsburger Kämpfer die Münchner Stars mit einer Mann-gegen-Mann-Hatz über das gesamte Spielfeld. «Das oberste Credo ist, dass du gegen Bayern elf Spieler auf dem Platz hast, die 90 Minuten marschieren können», sagte Baum. Seine Hoffnung auf eine erneute Überraschung beruht auch darauf, dass die Gäste schon zu viel Liverpool im Kopf haben könnten. «Die Bayern stecken in der Zwickmühle zwischen Meisterschaft und Champions League», glaubt Baum.

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