Maduro und Putin in Moskau: Russland ist nach China der zweitgrößte Geldgeber Venezuelas – und daher am Machterhalt des Präsident interessiert. (Quelle: Valery Sharifulin/TASS/imago)

Während die westliche Welt für einen Machtwechsel in Venezuela ist, hält Russland eisern an Präsident Maduro fest. Für Putin steht viel auf dem Spiel – er setzt deshalb auf russische Söldner.  

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Russland steht im Machtkampf in Venezuela fest zu Präsident Nicolás Maduro. Denn sollte Maduro die Macht abgeben müssen, könnte auch Russland viel verlieren: Venezuela gilt als Russlands engster Verbündeter in Lateinamerika, Moskau hat zudem Milliarden in Öl- und Rüstungsgeschäfte mit Caracas investiert.

Enge Beziehungen zu Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin baute über Jahre enge Beziehungen zu Maduro und seinem verstorbenen Vorgänger Hugo Chávez auf. Beide waren oft in Moskau zu Gast. Als der oppositionelle Parlamentspräsident Juan Guaidó im Januar den Druck auf Maduro erhöhte, stellte sich die russische Regierung immer wieder hinter den umstrittenen Staatschef.

Außenminister Sergej Lawrow sagte, Moskau werde alles in seiner Macht stehende tun, um seinen Verbündeten zu unterstützen. Als am Montag die meisten EU-Staaten Guaidó als Übergangspräsidenten anerkannten, reagierte Moskau mit scharfer Kritik. Die Versuche, die gesetzwidrige Machtergreifung Guaidós zu legitimieren, seien eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas, warnte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Russland inszeniert sich als alternative Supermacht

Hinter dieser Unterstützung steht nach Einschätzung von Experten die Befürchtung des Kreml, seinen wichtigsten politischen Verbündeten in Lateinamerika zu verlieren. „Venezuela ist praktisch das letzte Land, das Wladimir Putin in Lateinamerika noch hat“, sagt der Russland-Experte Wladimir Ruwinski von der Icesi-Universität in Kolumbien.

Moskau präsentiert sich in Lateinamerika, das Washington über Jahrzehnte als seinen Hinterhof betrachtet hat, gerne als alternative Supermacht. Eng sind die Beziehungen inzwischen aber nur noch zu Venezuela und Kuba, wie Ruwinski anmerkt. Die Beziehungen zu Brasilien, Ecuador und Argentinien haben sich zuletzt verschlechtert.

Russland ist der zweitgrößte Geldgeber

Auch wirtschaftlich steht für Moskau viel auf dem Spiel: Russland ist nach China der zweitgrößte Geldgeber Venezuelas. Zwischen 2005 und 2017 kaufte Caracas russische Rüstungsgüter im Wert von elf Milliarden Dollar – das entspricht rund 9,6 Milliarden Euro.

Russland investierte zudem in Venezuelas Ölindustrie: Der staatliche Ölkonzern Rosneft hat dem venezolanischen Ölkonzern PDVSA rund sechs Milliarden Dollar geliehen und in die Öl-Förderung und -Produktion investiert. Erst im Dezember hatte Maduro in Moskau neue russische Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Dollar verkündet.

Obwohl es über die größten Erdölreserven der Welt verfügt, ist Venezuela hoch verschuldet. Die Ölindustrie ist marode. Selbst Kredite, die es mit Öllieferungen begleichen sollte, konnte Venezuela zuletzt nicht mehr bedienen. Russland hat nach Einschätzung von Analysten trotzdem weiter in Venezuela investiert, weil es darauf hofft, dass sich die Investitionen am Ende doch bezahlt machen. Auch Rosneft habe dabei langfristig gedacht, sagt der Venezuela-Experte Dmitri Rosental vom Lateinamerika-Institut in Moskau.

Russische Söldner in Venezuela im Einsatz

Neben China und der Türkei hielt Russland daher auch nach Maduros umstrittener Wiederwahl im Mai 2018 zu ihm. Als sich Guaidó Ende Januar zum Übergangspräsidenten ernannte und umgehend von den USA und mehreren lateinamerikanischen Ländern anerkannt wurde, sagte Putin Maduro in einem Telefonat seine Unterstützung zu.

Medienberichten zufolge sollen bereits hunderte Söldner der russischen Sicherheitsfirma Wagner in Venezuela im Einsatz sein. Moskau dementierte die Berichte. Ruwinski geht aber davon aus, dass sie zumindest teilweise stimmen: Alles deute darauf hin, dass schon „eine Zeit lang“ russische Söldner in Venezuela seien. Höchstwahrscheinlich seien es aber nicht so viele, wie in den Berichten angegeben.

Über die Massenproteste in Caracas hat das russische Fernsehen groß berichtet. Dabei wurde ein Zusammenhang zu den Protesten in der Ukraine im Jahr 2014 hergestellt, die den Sturz des pro-russischen Präsidenten, die Annexion der Krim und den Konflikt in der Ostukraine zur Folge hatten.

Da Russland solche Volksaufstände vehement ablehne, sei auch ein „begrenzter russischer Militäreinsatz“ in Venezuela nicht ausgeschlossen, meint Ruwinski. Für Moskau sei dies aber wohl nur die „allerletzte Möglichkeit“: „Ein solches Szenario würde den gesamten Rest Lateinamerikas für viele Jahre gegen Russland aufbringen.“

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