Schüler in einer Klasse: Die Landesregierung NRW will den Englischunterricht in der Grundschule zum Teil abschaffen. (Quelle: imago)

Englisch soll in NRW künftig erst ab der dritten Klasse unterrichtet werden. Könnten stattdessen andere Sprachen hilfreich sein? Ein Vorschlag macht Schlagzeilen.

Die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen plant, den erst 2009 eingeführten Englischunterricht in den ersten beiden Klassen der Grundschule wieder abzuschaffen, um stärkere Schwerpunkte auf Lesen, Schreiben und Rechnen zu legen – im Koalitionsvertrag hatte man sich bereits 2017 darauf verständigt, die Lernerfolge des Englischunterrichts zu überprüfen. Die AfD hatte im Landtag sogar die Abschaffung gefordert.  

Berichterstattung erweckt falschen Anschein

Nun sorgt aber der Vorschlag eines Sprechers des Integrationsrates NRW für Schlagzeilen: Will der SPD-Politiker Tayfun Keltek tatsächlich den Englisch-Unterricht in der Grundschule durch Türkischunterricht ersetzen? Die Berichterstattung erweckt den Anschein – der Online-Auftritt der „Bild“ zum Beispiel titelte: „Türkisch statt Englisch in Grundschulen!“ Die zugrunde liegenden Überlegungen der Landesregierung werden allerdings nicht erwähnt.

Ausgangspunkt der Aufregung ist ein Interview, das der „Kölner Stadtanzeiger“ mit Keltek geführt hat. Dort sagte Keltek: „Ich bin dafür, den Englischunterricht an Grundschulen ganz abzuschaffen – nicht nur in den ersten beiden Schuljahren.“ Da ohnehin viele Kinder Türkisch, Russisch oder Polnisch sprächen, machte er einen Alternativvorschlag. Deutsche Kinder könnten diese Sprachen lernen, Kinder mit Migrationshintergrund hätten dann „mehr Zeit, sich auf das Deutsche zu konzentrieren“. 

Keltek: So wird Deutsch lernen einfacher

In einer Pressemitteilung ging er noch weiter ins Detail: „Angenommen, ein Kind spricht von Haus aus Italienisch und Deutsch, wäre es für die sprachliche Entwicklung dieses Kindes von großem Vorteil, diese Kenntnisse gerade in den ersten Schuljahren zu vertiefen und Italienisch auch in der Schriftsprache zu beherrschen. Es gibt ausreichend Studien darüber, dass auf diesem Weg das Erlernen bzw. Verbessern der deutschen Sprache leichter fällt und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder ausgebaut werden.“

Bei der FDP, die den Englischunterricht in den ersten beiden Klassen abschaffen will, ist man skeptisch. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hält nichts von der Forderung. „Es bleibt dabei, dass an Grundschulen und allen weiterführenden Schulen verpflichtend Englisch unterrichtet wird“, unterstrich sie. Kelteks Forderung sei ein Schuss „über das Ziel hinaus. Es gebe bereits ein breites Unterrichtsangebot in verschiedenen Herkunftssprachen. „Englisch ist und bleibt die zentrale Fremdsprache, die eine weltweite Kommunikation ermöglicht.“

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Keltek hatte argumentiert, Kinder würden die Englisch-Kenntnisse, die ihnen an der Grundschule vermittelt werden, in den ersten drei Wochen an der weiterführenden Schule erlernen. Über die irreführende Berichterstattung im Fall des Keltek-Vorschlags hatte zuerst das Recherchezentrum „Correctiv“ berichtet.

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