Gesine Schwan: Die SPD-Politikerin bringt sich für einen Posten an der Parteispitze ins Gespräch. (Quelle: Hartenfelser/imago images)

Wer will die SPD aus der Krise führen? Das Interesse an dem Chefposten ist bislang gering. Mit Gesine Schwan meldet sich nun erst die dritte namhafte Kandidatin.

Das offizielle Kandidatenfeld für die Nachfolge von Andrea Nahles ist noch übersichtlich – nun meldet eine bekannte SPD-Politikerin Interesse an: Gesine Schwan, ehemalige Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, zeigt sich für eine Rolle in der neuen SPD-Spitze bereit. „Ich will der SPD gerne helfen. Und ich traue mir auch zu, dazu beizutragen, dass das Bild der Partei in der Öffentlichkeit positiver wird, als das im Moment der Fall ist“, sagte Schwan dem „Spiegel“ auf die Frage, ob sie selbst für den Parteivorsitz kandidieren werde. 

Schwan sagte weiter: „Ich habe keinerlei Karriereambitionen, will also nicht Kanzlerin werden oder sonst etwas.“ Das erleichtere es vielleicht, wieder Vertrauen für die SPD zu schaffen. Die SPD müsse genau prüfen, wer an welcher Stelle Verantwortung übernehmen könne. Sie wolle einen grundlegend neuen Stil.

Chefin der Grundwertekommission

Gesine Schwan trat 2004 und 2009 für die SPD als Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin an. Sie verlor bei beiden Wahlen gegen Horst Köhler. Derzeit ist sie Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission, die über die längerfristige, strategische Ausrichtung der Partei nachdenkt. Schwan ist Professorin für Politikwissenschaft und war unter anderem viele Jahre Präsidentin der  Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder.  

Mit dem derzeitigen Zustand der SPD zeigte sich Schwan unzufrieden. „Nach außen vermitteln wir ein unerfreuliches, kleinkariertes Bild“, sagte sie dem „Spiegel“. Die SPD müsse weg vom „Spiegelstrich-Image“ und brauche eine neue Begeisterungsfähigkeit. „Es reicht einfach nicht, ein paar schöne Sachen zu versprechen und im Sinne moderner Wahlarithmetik sozialpolitische Wohltaten zu verteilen“, urteilte Schwan. „Das ist so durchschaubar.“ Die SPD wirke, als mache sie alles nur, „damit uns noch jemand wählt“.

Viele Genossen haben schon abgesagt

Die Suche nach geeigneten Kandidaten für die Nachfolge von Andrea Nahles an der Parteispitze gestaltet sich schwierig. Mehrere bekannte Politiker haben schon abgesagt. Das kommissarische Führungstrio aus Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel will nicht kandidieren. Finanzminister Olaf Scholz hält das Amt nicht für vereinbar mit seinem Ministerjob. Arbeitsminister Hubertus Heil und Umweltministerin Svenja Schulze wollen nach eigener Aussage auch nicht kandidieren. 

Interesse haben neben Schwan bislang nur zwei namhaftere SPD-Politiker erkennen lassen: Der Chef der SPD-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, Thomas Kutschaty, und die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange, die bei der letzten Wahl zum SPD-Parteivorsitz schon gegen Andrea Nahles angetreten war. 
 

  • Wer wird SPD-Chef?

 
Am Montag will das SPD-Präsidium beraten, wie die Wahl zum Parteivorsitz ablaufen soll. Im Gespräch ist unter anderem eine mögliche Doppelspitze wie bei den Grünen. Auch über eine Urwahl unter allen SPD-Mitgliedern wird diskutiert.

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