In Rom will sich die Katholische Kirche einem weltweiten Skandal stellen: Jahrzehntelang wurden Minderjährige von Klerikern missbraucht. Doch im Kirchenstaat geht es derzeit auch um die Zukunft der Kirche.

Wie zwei offene Arme umarmen die Säulengänge jeden, der den Petersplatz betritt. Es ist ein eindrucksvoller Empfang, der den jährlich mehr als vier Millionen Besuchern, allen voran den katholischen Pilgern, vermittelt: Willkommen im Herzen der Katholischen Kirche.

Eine Dramaturgie, die bewusst nach der Reformation entstanden ist. „Der Vatikan wurde als ein Theater erbaut”, sagt der Kirchenhistoriker Massimo Faggioli. Im Vatikan ist die katholische Kirche letztlich der Staat: Der kleinste, aber wohl mächtigste Stadtstaat der Welt – und eine Bühne, auf der er sich unter den kritischen Augen der Weltöffentlichkeit in diesen Tagen einer seiner größten Krisen stellen will.

Im Zentrum der Katholischen Kirche: Blick vom Petersdom auf den Petersplatz

Bereits am Mittwoch hatte sich vor den Toren des abgesperrten Teils der Vatikanstadt eine Gruppe – umringt von Kameras und Journalisten – versammelt. Betroffene, Opfer, Überlebende sexueller Gewalt. Sie halten ein Poster mit bunten Flaggen aus aller Welt empor. Was die internationale Gruppe eint: Sie setzen sich für alle Missbrauchsopfer, auch die Namenlosen, der katholischen Kirche ein.

Opfer aus aller Welt

Die Missbrauchskrise ist ein globales Problem, das hat Kirchenoberhaupt Papst Franziskus erkannt. Was einst mit Enthüllungen in Irland, den USA und Deutschland begann, zog immer weitere Kreise – auch weil Franziskus in einer der dunkelsten Stunden seines bisherigen Pontifikats die Missbrauchsvorwürfe gegen Kirchenleute in Chile, die seinen Besuch in dem Andenland Anfang 2018 überschattete, erst ignorierte.

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