Acht Monate nach Veröffentlichung einer Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zeigt sich der Forschungsleiter enttäuscht. Die deutschen Bischöfe hätten keine gemeinsame Strategie zur Aufarbeitung.

Der Leiter der Forschergruppe, die im Herbst eine wissenschaftliche Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorlegt hat, kritisiert den aktuellen Umgang der Bischöfe mit dem Thema. Er könne bei ihnen „bisher keine gemeinsame Strategie erkennen, weitere Forschungsarbeiten in Gang zu setzen“, sagte der Mannheimer Psychiater Harald Dreßing der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

„Immer wieder neue Workshops“

Auch die Äußerungen einzelner Bischöfe zu den Ergebnissen der Studie und den daraus abzuleitenden Konsequenzen seien höchst verschieden. Eine Priorisierung von Zielen zur Verhinderung von Missbrauch finde nicht statt, so Dreßing weiter: „Stattdessen gibt es immer wieder neue Gesprächskreise und Workshops.“

Dreßing stellte im September seine Studienergebnisse zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vor

Im September 2018 hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz eine Studie vorgestellt, die die sexualisierte Gewalt durch Priester, Diakone und Ordensangehörige zwischen 1946 bis 2014 dokumentiert hat. Demnach hatten in dem Zeitraum mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht. Dreßing hatte die Studie geleitet.

Der Wissenschaftler wies darauf hin, dass die Studie keine Aufarbeitung des Missbrauchs darstelle. Sie sollte Auftakt für weitere Forschungen sein, so der Leiter des Bereichs Forensische Psychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

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Ross und Reiter nennen

Die Aufarbeitung müsste aus Dreßings Sicht „überregional erfolgen, nach einheitlichen Standards und unter Einbeziehung der Betroffenen“. In diesem Zusammenhang müssten auch die Strukturen noch näher untersucht werden, die die Vertuschung des Missbrauchs begünstigt hätten.

„Dabei ist natürlich auch damit zu rechnen, dass Verantwortliche benannt werden, die vielleicht noch leben, wenn nicht sogar noch in Amt und Würden sind“, sagte der Psychiater der Zeitung. Für ihn sei es „schon erstaunlich, dass nach der Veröffentlichung unserer Studienergebnisse viel von Scham und Schuld gesprochen wurde, aber nicht von konkreter und persönlicher Verantwortung“.

Nach Ansicht von Dreßing thematisieren die Bischöfe zu selten konkrete und persönliche Verantwortung

Dreßing betont weiter, auch die Präventionsarbeit der Kirchen müsse genauer begutachtet werden. Im ungünstigen Fall könne sie von Verantwortlichen als „Feigenblatt missbraucht werden, um notwendige strukturelle Reformen zu vermeiden“.

Missbrauch in Institutionen könne sich nie völlig vermeiden lassen, ergänzte Dreßing. Man könne aber die für eine Institution spezifischen Risikokonstellationen verändern: Dafür schlägt er tiefgreifende Veränderungen der katholischen Kirche vor wie die Beschränkung klerikaler Macht, eine Reform der kirchlichen Sexualmoral, eine Abschaffung des Pflichtzölibats oder, wenn man an letzterem festhalten wolle, eine adäquate Begleitung von Priesteramtskandidaten dabei. „Hilfreich wäre auch eine Aufbrechung der geschlossenen Männerbünde, zum Beispiel durch die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern.“

ust/wa (kna, epd, dpa)

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